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Das Prinzip

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Das Wort „Prinzip“ stammt vom lateinischen „principium“, das „Anfang“, „Ursprung“, „Grundlage“ heißt, hat aber im Laufe der Zeit seine Bedeutung prinzipiell geändert. Heute bedeutet es eher „Ende“, „Schluß“ und „basta!“. Denn ein Prinzip oder ein Mensch mit Prinzipien ändert sich nie, aus Prinzip. Das

Prinzip duldet grundsätzlich keine anderen Prinzipien, sonst wäre es kein Prinzip.

„Prinzip“ ist ein harter Begriff, und wenn zwei Prinzipien aufeinanderprallen, gibt es Funken, die schon viele Brände in der Geschichte verursacht haben. Man ist aus Prinzip ein Linker oder ein Rechter, das heißt, daß man prinzipiell alles ablehnt, was die anderen sagen, mögen sie noch tausendmal recht haben.

Im Prinzip können sie natürlich nie recht haben, weil sie sich nach anderen Prinzipien richten. Man führt prinzipielle Kämpfe und verteidigt seine Prinzipien, koste es, was es koste, vor allem wenn andere Menschen die Kostenträger sind. Prinzipielle Leute geben aber ihre Prinzipien nicht auf, auch wenn sie selbst dadurch untergehen sollten, oder die ganze Welt. Denn Prinzip ist Prinzip.

In dem Begriff „Prinzip“ sind jedoch prinzipielle Widersprüche inbegriffen. Zum Beispiel gibt es nachweislich Menschen, die ihre Prinzipien verraten. Wer sind aber diese Leute? Die Prinzipienlosen können es nicht sein, sie haben nichts zu verraten. Es sind also doch die Prinzipiellen. Was wiederum ein logischer Unsinn ist. Oder: Wenn man „im Prinzip“ mit einer Sache einverstanden ist, heißt das, daß man nicht ganz oder auch gar nicht einverstanden ist.

Diese Widersprüche kann nur ein Prinzip erklären, das Prinzip aller Prinzipien, das immer gilt. Und dies lautet: Das Prinzip bin ich. Womit das Wort zu seinem principium - also Ursprung - zurückkehrt.

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