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Das Spiegelbild im Wasser

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Die Oberfläche einer raschen Strömung läßt keine Spiegelung erkennen — weder nahe noch entfernte. Auch wenn sie klar ist und frei von Schaum, bleiben doch die widergespiegelten Bilder verzerrt, unklar und unverständlich im ständigen Fluß der kräuselnden Oberfläche und durch den ungestümen Wechsel des Wassers.

Erst wenn der Strom über Flüsse und wieder neue Flüsse zu einer breiten stillen Mündung gelangt, wenn er in einer flachen Bucht verweilt oder in einem ruhigen, kleinen See, wo keine Welle sich rührt — dann erst gewahren wir In der spiegelnden Glätte ein jedes Blättchen des nahen Baumes, ein jedes Federchen des zarten Gewölks und die volle blaue Tiefe des Himmels.

Dies gilt für dich und gilt für mich. Wenn wir die unsterbliche, klare Wahrheit bis zum heutigen Tage nicht sehen, wenn wir sie auf keine Weise widerzuspiegeln vermögen — liegt es nicht daran, daß wir uns noch irgendwohin bewegen? Daß wir noch… leben?

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