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Das weite Land

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Die vom ORF dargebotene Serie kanadischer Filme ist nun zu Ende gegangen.

Kanada, dieses weite, weithin leere Land, ist ein seltsames Land. Die Bevölkerung dieses flächenmäßig ausgedehntesten Königreiches der Welt besitzt, soweit sie Englisch spricht, nicht die Wohlerzogenheit und den hintergründigen Humor der Engländer. Den Quebekern - sie sprechen ein im 18. Jahrhundert steckengebliebenes Französisch - fehlt die Fähigkeit der Reichsfranzosen, auch aus tiefster Schmach noch einen Funken von Glorie zu retten. Glaubt man den gezeigten Filmen, so besitzt der Kanadier jedoch einen geradezu unfaßbaren Mut zur Aufrichtigkeit und sieht die Welt nicht, wie der ÜS-Ameri-kaner, durch den Zuckerguß optimistischen Erfolgglaubens. Häßliche Menschen tun Häßliches in häßlichen Städten.

Da sind die beiden ahnungslosen Provinzler (ahnungsloser als irgendwelche Provinzler in irgendwelchen Ländern Europas), die in der großen bösen Stadt Toronto verkommen. Da sind die Geldeintreiber eines Kreditinstitutes, deren Unmenschlichkeit nach einem Punktesystem prämiiert wird. Da ist das weithin geglückte Experiment, im” Zeichen der Humanität hinter die Bergpredigt und hinter das Gesetz vom Berg Sinai zurückzugehen. Was dabei herauskommt, ist aber nicht die bestialische Unschuld des Heidentums, sondern das nackte Grauen. Ein Grauen, das sich ausbreitet. Das langsam, als „Das Tier, das aus dem Meere steigt”, auf uns zukriecht, während, apokalyptisch gesprochen, „das Tier vom Lande” an unseren Grenzpfählen lauert.

Um die beiden Tiere an ihrem Schwefelgeruch zu erkennen, bedarf es der „Unterscheidung der Geister”. Wem diese Gabe (unverdient wie jede andere Gnad?) verliehen ist, der muß damit rechnen, öffentlich als lieblos und borniert bezeichnet zu werden. Aber er wird es überstehen. Wie schon so vieles andere auch.

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