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Den Schatten zum Licht

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Ohne Wortverrenkungen - originell, ohne Ballungen - dicht, ohne extravagante Sensationen - fesselnd, ohne die Sprache zu komplizieren - komplizierte Empfindung, ohne große Gesten - eindringliche Wärme, ohne Indiskretion - leidenschaftliche Liebe: Das sind einige Abgrenzungen, welche verdeutlichen sollen, was für ein weites Gebiet von Ilse Brems Lyrik umworben und umkreist wird.

Zur gleichsam unabdingbaren Berufskrankheit des Künstlers, insbesondere des Lyrikers, gehört ja seine Anfälligkeit für Neurosen. Sie zählt zu seinen Stimulantien, aber zugleich auch zu seiner Bedrohung. Mit einem nur mäßig neurotischen Wirbel stellt Ilse Brem das Ideal einer produktiven

Natur dar. Sie weist zwar auf alle Gefährdungen hin, aber dadurch, daß sie „ihrem Herzen" - und ihren Gedichten - „den letzten Schliff gibt, vermag sie immer Zuversicht, immer auch etwas Vertrautes zu erwecken. Es ist eine Lyrik, die, indem sie aus- und anspricht, niemals lauthals singt, aber doch melodisch summt und flüstert.

Dies erklärt den bisherigen Erfolg der Dichterin. In diesem reifen Werk knistern zuweilen auch die Ironie und die Groteske: Vorgestern ein Ich gewesen, gestern schon ein Du, heute zum Wir geworden, wirst morgen Alle sein und übermorgen Niemand.

SPUREN DER STILLE. Von Ilse Brem. Edition Atelier, Wien 1991. 96 Seiten, öS 148,-.

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