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Digital In Arbeit

Der Jugo

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Bei Havraneks wird gebaut, nicht viel, gerade so, daß man es zu den Wochenenden selbst bewältigen kann, im Frühjahr hat man damit angefangen, im Herbst will man fertig sein. Herr Havra-nek ist ein geschickter und umsichtiger Mann, er hat noch alle Umbauten und Zubauten an seinem Häuschen selbst bewältigt, er braucht diese Tätigkeiten, sagt er, als Ausgleich zu seiner geistigen Arbeit im Büro, sein sechzehnjähriger Sohn hilft ihm manchmal dabei. Die schweren Arbeiten allerdings können die beiden nicht bewältigen. Für diese schweren Arbeiten hat Herr Havranek diesmal einen Jugoslawen gefunden. Er hat Glück gehabt, der Jugoslawe ist groß und stark, dabei freundlich und willig, ein Mann, dem die Arbeit leicht von der Hand geht, den man zwischendurch gerne zu einer Tasse Kaffee, zu einem Stück Kuchen einlädt, mit dem man sich gerne, auf der Terrasse sitzend, ein wenig unterhält.

Er ist nett, unser Jugo, sagt Frau Havranek, er ist sehr lieb.

Der Jugo ist wahrscheinlich schon längere Zeit in Österreich, er versteht alles, was man zu ihm sagt.

Hier graben, sagt Herr Havranek zum Beispiel, dann ich legen Rohr.

Gut, sagt der Jugo.

Ich dann Schotter hineingeben, sagt Herr Havranek. Rohr sollen in Schotter liegen, besser sein so.

Richtig, sagt der Jugo.

Wenn Schotter auf Rohr, dann Walze nehmen, sagt Herr Havranek. Da Walze. Probieren wie schwer. Da nehmen, hochheben.

Schwer, sagt der Jugo.

Müssen fest walzen, sagt Herr Havranek. Ich dann Steine legen.

Gut, sagt der Jugo.

Erde in Ecke führen, dorthin, sagt Herr Havranek, ich wieder brauchen. Ich dann Blumenbeet machen. Frau Erde wollen für Blumen.

Gut, sagt der Jugo.

Sie gehen ein Stück durch den Garten, dorthin, wo ein Schuppen für die Geräte entstehen soll. (Herr Havranek zeichnet mit einer Latte die Umrisse des Schuppens ins Gras.) Wenn mit Rohr alles fertig, sagt Herr Havranek, dann da Fundament graben. Kleinen Schuppen machen. Brauchen für Werkzeug. Mir das nichts machen, wenn nächste Woche nicht fertig. Nicht beeilen müssen. Sehr heiß. Zeit lassen.

Okay, sagt der Jugo freundlich, okay.

Frau Havranek ruft von der Terrasse: Kommen! Kaffee trinken!

Kommen, sagt Herr Havranek zum Jugo.

Sie betreten die Terrasse, Frau Havranek lächelt dem Jugo freundlich zu, der Jugo erwidert ihr Lächeln. Frau Havranek gießt Kaffee in die Tassen und stellt eine Platte mit Kuchen auf den Tisch.

Schon lange in Osterreich? fragt Frau Havranek.

Nicht sehr lange, sagt der Jugo.

Immer viel arbeiten, sagt Frau Havranek teilnahmsvoll.

Ja, sagt der Jugo, arbeiten, Geld verdienen für Kinder. Gut so, sagt der Jugo. Nur schwer, Sprache zu lernen.

Wird schon werden, sagt Herr Havranek. Wird schon werden, wenn lange genug in Österreich.

Mitgehört und aufgeschrieben

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