7052273-1991_05_18.jpg
Digital In Arbeit

Der Mehrwert der Kunst

Werbung
Werbung
Werbung

Daß die Dichtung nicht bloß Erfindungen ausmalt, sondern zusätzlich zum phänotypischen den genotypischen Bereich des Lebens und einer Epoche ans Licht hebt, also

ein Verborgenes, das aber doch auf Existenz hin angelegt ist, dies gehört zum Urwissen, dem alle Poesie entspringt. In einer Zeit wie der unseren, da wir ohne Metaphern wie Inspiration, Genius oder Muse auskommen müssen, drückt sich dieses Urwissen folgendermaßen aus: „Es hat sich immer wieder herausgestellt, daß künstlerische Texte in viel stärkerem Maß Träger von .Information' sind als wissenschaftliche Texte". Diesen Satz von Ernst Hanisch, dem Gesellschaftshistoriker, nachzuprüfen, gibt nun vorliegendes Buch reichlich Gelegenheit.

Die an der Salzburger Universität seminaristisch erprobte Methode des Buches besteht darin, daß literarische Texte des 20. Jahrhunderts (Kurzprosa, Gedichte und anderes) erörternden Kontexten (Zeitungsausschnitten, wissenschaftliche Essays und so weiter) der selben Entstehungszeit und ähnlicher Thematik gegenüber gestellt werden.

Ein aufschlußreiches Buch, dem auch noch seine unvermeidbare Unvollständigkeit zum Vorteil gereicht. Wird doch der Leser auf diese Weise angeregt, die Wechselbeziehung von Wort und Tat in beiden Richtungen durchzudenken und durch weitere Beispiele seiner eigenen Leseerfahrung zu ergänzen. In der subtilen Zusammenarbeit von Walter Weiss und Ernst Hanisch ist aus der österreichischen Literatur eine Auswahl getroffen worden, welche von der Massenpsychose bis zur Individualpsychologie den Problemkreis unserer Epoche umstreicht.

VERMITTLUNGEN. Texte und Kontexte österreichischer Literatur und Geschichte im 20. Jahrhundert. Herausgegeben von Walter Weiss und Ernst Hanisch. Residenz Verlag, Salzburg/ Wien 1990. 280 Seiten, öS 378,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung