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Der Nahe Osten soll rot werden

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Suhrkamp, Standardverlag der linken Linken, bringt das im ersten Marschtakt der Revolution der Neuen Linken in der BRD (1966) von Hans Henle geschriebene Buch up to date (1971) neu heraus. Seit der ersten Auflage ist Nasser nicht I nur verstorben; die Rolle seinerI nationalen Revolution ist „obsolet“! geworden. So wie im Europa inj der Ära der Nationalstaaten des I 19. Jahrhunderts, bahnt in der Welt I des Islams die nationale Revolution I der sozialen den Weg. In der Version I 1971 reflektiert das Buch bereits auf die Tatsache, daß inzwischen auch in I der BRD der „CDU-Staat“ aus der Stellung geschossen wurde und es an der Zeit ist, in deutschen Landen den „epochalen Bruch“ zu analysieren, der zwischen den „bodenständigen Reformkräften“ im Westen und im Nahen Osten entstanden ist. Noch ist der Islam eine „starke konservierende und retardierende Kraft“; aber er ist längst nichts mehr als das, was die russische orthodoxe Kirche vor Lenin gewesen ist: eine „Mumie in pittoresken Gewändern“. Und: so wie die Revolution der Neuen Linken in Europa und Lateinamerika da und dort die Christen mitlaufen läßt, da nun einmal einzelne katholische Kreise unbedingt Revolution machen möchten, mag es auch geschehen, daß ein „progressiver Islam“ derartige Übel wie den Westen, die christliche Zivilisation und den Amerikanismus diskreditieren. Der Neonationalismus des Nahen Ostens füllt die entstehenden Leerräume nicht mehr aus und die Vakua ziehen in jedem Fall irgendeinen „Sozialismus“ an. Das neueste Phänomen, ein „rotes Malta“, ist Testfall dieser einäugigen Kritik am Imperialismus: Mag der Westen den Stützpunkt einbüßen; gegen ein „neues Kuba“ für die Sowjets im Mittelmeer ist nichts einzuwenden.

DER NEUE NAHE OSTEN. Von Hans Henle, Suhrkamp, Taschenbuch, FfM 1972, 527 Seiten.

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