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Der Schankwirt

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Friedrich Ebert: Als einen „Stalin der Sozialdemokratie" dämo-nisiert ihn der US-Historiker Schorske; für Karl Kautsky war er „in nicht rein proletarischen Dingen etwas beschränkt". Seinen Porträts haftet xmverkenn-bar das Flair des Bremer Schankwirtes an, der sich hemdsärmlig an die Parteispitze diente und der schließlich - durch Verfassungsbruch - Reichskanzler der Weimarer Republik wiirde.

Organisationsvermögen und Stumpfheit gegenüber weltanschaulichen Auseinandersetzungen kennzeichneten diesen Politiker, auch geringe Konzilianz -wie ihm zumindest Bremer Genossen ankreideten. Ein Biedermann als Brandstifter, Exekutor des Versailler Vertrags, Putschist und Staatsmarm, sah sich Ebert wenige Monate vor seinem Tod per Gerichtsurteil zum Landesverräter gestempelt.

Peter-Christian Witt, ein sozialdemokratischer Wirtschaftshistoriker an der Kasseler Gesamthochschule, legt mm eine neue, populärwissenschaftlich verfaßte Biographie des Politikers vor, ein Werk, das sich vom Tagesstreit um Eberts Bewertung abheben wilL Dieses Unterfangen ist Witt zweifellos nicht gelungen: seine gezielte Unscharfe in der Darstellimg der Ereignisse von 1918/19, die ungeduldige Abquah-fizierung sämtlicher negativer Urteile lassen den Charakter Eberts ebensowenig hervortreten wie die äußeren Wirkungsbedingungen des Politikers.

FRIEDRICH EBERT. PARTEIFÜHRER-REICHSKANZLER - - VOLKSBEAUFTRAGTER - REICHSPRÄSIDENT. Von Peter-Christian Witt Verlag Neue Gesellschaft GmbH, Bonn 1987. 174 Selten, kart., öS 608,-.

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