7002566-1987_30_14.jpg
Digital In Arbeit

Der Sonnenkönig

Werbung
Werbung
Werbung

Im Lothringer Mentalitätshistoriker Francois Bluche hat das „grand siede“ Ludwigs XIV. einen entscheidenden Preissänger gefunden. Der Autor, der kritische Erwägung als „deutsche Schwerfälligkeit“ abtut, fühlt noch den letzten Winkel seiner Alltagsgeschichte durch den absoluten Herrscher (1661-1715) illuminiert.

Bluche verkennt, daß die letztlich erfolglosen Raubkriege sowie die schwer zerrütteten Finanzen, die der Sonnenkönig nach seinem Tod zurückließ, letztlich entscheidende Voraussetzungen der Französischen Revolution büdeten.

In zwölf Kapiteln vermittelt der Autor einen Überblick zeitgenössischer Kultur. Glanzpunkte sind die Beiträge über das Wirken von Moliere, Corneille und Montesquieu, dessen satirische „Lettres persannes“ eine fundierte Würdigung erfahren. Demgegenüber wirkt die Schilderung sozialer Verhältnisse geschönt, fast voyeuristisch: ejn Kapitel zur Lage der Frau verkommt zur ausschließlichen Feier Pariser und Versailler Nobelprostitution.

Deutlich wird die starke Prägung des Zeitalters durch die Gegenreformation. Die Beziehung des barocken Lebensgefühls zu Ausschweifung und Prunksucht wird immerhin angedeutet.

IM SCHATTEN DES SONNENKÖNIGS. Von Francois Bluche. Verlag Ploetz, Freiburg 1987. 373 Seiten, Ln., öS 301,—.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung