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Der Stoff, aus dem Träume sind

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Der englische Dichter Joseph Rudyard Kipling (1865—1936), ein ebenso poetischer Schriftsteller wie ausgezeichneter Journalist, in dessen Romanen das geheimnisvolle Indien mit all seinen Eigenarten und seinem Zauber lebendig wird, verfaßte — als er ab 1887 Redakteur des „Pioneer“ in Allahabad war — eine Anzahl von über 70 wortkargen impressionistischen Kurzgeschichten (meist romantisch-abenteuerlichen Inhalts), von denen die 1888 erschienene Zusammenfassung „The Phantom Rickshaw“ eine seiner berühmtesten enthielt: „The Man Who Would Be King“. Diese phantastisch-lyrische Geschichte zweier Abenteurer, die im geheimnisvollen „Kafiristan“ ihren Traum von Reichtum und Macht finden, aber an der Realität schließlich scheitern, reizte schon viele Filmgestalter, auch den großen John Huston. Nun endlich ermöglichte ihm dies ein Produzent — mit Sean Connery und Michael Cayne.

„Der Mann, der König sein wollte“ ist ein Traum von Macht und Besessenheit, ein Thema das sich durch alle großen Filme Hustons zieht. Und auch wie in Travens „Der Schatz der

Sierra Madre“ scheitern die Helden: der Goldschatz stürzt in die Tiefe, die Menschen sind gebrochen ... Der amerikanische Altmeister schuf daraus eine epische, doch sich immer mehr steigernde, etwas altmodischphantastische Ballade über das große Abenteuer, einen Film besonders für jene Romantiker, denen Shangri-La in ihren Lebensträumen von Bedeutung ist.

Alle anderen Filme dieser Woche verblassen neben diesem, so: Abenteuer auf der Lucky Lady“, eine nostalgische Prohibitionszeit-Story mit uneinheitlichem Stil, einem der Geschichte nicht gewachsenen hilflosen Regisseur (Stanley Donen) und Liza Minelli in einer Rolle, die jedes Starlet auch nicht schlechter darstellen könnte... und „Die schönen Wilden“ (im französischen Original „Le sauvage“) ist ein modisch-schik-kes Nichts über Weltflucht und Freiheitsträume mit einer unerträglich hysterischen Catherine Deneuve und einem ergeben-unbedeutenden Yves Montand im Stil eines modernen Werbefilms.

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