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Der Triumph

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Den Moskauer Spielen, die sich zu Olympia verhalten wie die Pripet-Sümpfe zu einem römischen Brunnen Berninis, auf unseren Bildschirmen zu entgehen, ist unmöglich. Und siehe: alles vollzieht sich, wie vorausgesagt. Die Herren der Welt sind ganz unter sich.

Was tut's, ob dieses oder jenes der degenerierten Randvölker sich der ihm gebührenden Verachtung preisgibt und teilnimmt? Man braucht ja nur zu warten, bis auch diese Völker den Schritt vom institutionalisierten Jakobinertum zur Diktatur der Unterentwickelten vollziehen und sich selber auf der Servierschüssel darbieten.

Wer Augen hatte, zu sehen, der sah bei der Nazi-Olympiade von 1936 die deutschen Blitzsiege voraus, denen später nur unter Aufbietung mehrerer Kontinente Einhalt geboten werden konnte. Moskau bedarf keiner Blitzsiege. Es wartet und triumphiert.

1936 hatten die Regisseure auf die gigantomane Romantik des deutschen Spießers Rücksicht zu nehmen. 1980 schwelgt Moskau in der pompösen Häßlichkeit einer Olympiade, die keinen Olymp kennt.

Gut gedrillte Sklavenscharen bilden Muster und Inschriften in geschmacklosen Farben, Athleten erbauen bewegliche Mala-kofftorten, Jünglinge produzieren jenen grotesken Stechschritt, den der verrückte und von seiner Gattin, Katharina der Großen, gerade noch rechtzeitig umgebrachte Zar Peter IV. in Rußland eingeführt hat.

Man küßt einander. Man ap plaudiert sich selbst. Westlichen Wichtigtuern geht man aus dem Wege, denn sie sind, wie ein russisches Blatt versicherte, groß-teils geschlechtskrank.

Zwei von drei Österreichern sind, wie eine Umfrage ergab, damit einverstanden. Meine Freunde und ich halten es wieder einmal mit jenen, die widersprechen.

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