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Der Wagner-Test

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Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg" auf dem Spielplan sind für die Wiener Staatsoper stets ein Test, signalisieren für Opemfreunde stets ein Fest. Umso mehr, wenn die Staatsoper wie diesmal eine neue Serie mit der richtigen Mischung aus Wagner-Kapazitäten und wichtigen Rollendebüts aufwartet. Garant für das hohe Niveau dieser Aufführungsserie ist natürlich Horst Stein, ein „Meister-singer"-Dirigent, mit dem nur wenige konkurrieren können. Mit wohl dosierter Schwärmerei und nobler Ironie, mitunter deftig und heftig, aber stets unter Hochspannung führt er sein Ensemble durch die betuliche Inszenierung Otto Schenks. Stein ist bald ein gefühlvoller Begleiter der Stimmen, bald dramatischer Musiker, dem der große Klang über alles geht.

Wichtigster Partner ist für ihn Bernd Weikl, dessen Schuster Hans Sachs durch Fülle und Schönheit der Stimme, perfekte Phrasierung und Witz zur Figur voll Kraft und herbem Charme wird. Aber auch Kurt Rydls Pogner, Gottfried Homiks Beckmesser und Hans Helms Kothner sind die richtigen Partner in diesem kultivierten Ensemble. Klaus Königs Stolzing erweist sich als souveräner Tenor mit Durchhaltevermögen; solide Margareta Hintermeier (Magdalena), überfordert David Kuebler (David).

Probleme hat die Staatsopement-deckung Nancy Gustafson als Eva. Wortverständlichkeit fehlt, Diktion und Phrasierung werden gerade bei Wagner an Intensität gewinnen müssen, mit jugendlichem Überschwang rauft sie ein wenig. Und über Horst Steins temperamentvollen Klangentladungen zu bestehen, hat sie Schwierigkeiten. Sie wird an der Partie sicher wachsen.

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