Raren Opemglanz beschert Startenor Placido Domingo der Wiener Staatsoper: Mit prominenten Partnern, Pie-ro Cappuccilli und Kallen Esperian, macht er Verdis „Otello" zum bejubelten Fest. Auch wenn sich seine Ausflüge zu Wagners „Parsifal" und „Lohengrin" im Timbre der Stimme bereits bemerkbar machen.Jan Latham-König, vielbeschäftigter Hausdirigent der neuen Djrektion, erntete für seine unsensible Behandlung von Verdis Musik vor allem Gebuhe. Selten hörte man „Otello" vom Orchester so laut dröhnend. Und für die Stars auf der Bühne ist der Dirigent nicht gerade
Eigentlich ist Richard Wagners „Tristan und Isolde" in der ausgeblichenen, verwelkten Inszenierung August Everdings und in den abgeräumten Bühnenbildern Günther Schneider-Siemssens fast nicht mehr spielbar. Die Staatsoper tut es dennoch. Und riskiert, daß mancher im Publikum eine konzertante Aufführung attraktiver fände.Hinhören und wegschauen - ist die Devise dieser Wiederaufnahme unter Horst Stein, der Wagner breit und ausladend zelebrierte und als Tristan den Finnen Heikki Siukola vorstellte: einen vielversprechenden Tenor von beachtlichem Durchhaltevermögen, mit Kraft und
Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg" auf dem Spielplan sind für die Wiener Staatsoper stets ein Test, signalisieren für Opemfreunde stets ein Fest. Umso mehr, wenn die Staatsoper wie diesmal eine neue Serie mit der richtigen Mischung aus Wagner-Kapazitäten und wichtigen Rollendebüts aufwartet. Garant für das hohe Niveau dieser Aufführungsserie ist natürlich Horst Stein, ein „Meister-singer"-Dirigent, mit dem nur wenige konkurrieren können. Mit wohl dosierter Schwärmerei und nobler Ironie, mitunter deftig und heftig, aber stets unter Hochspannung führt er sein
Wenn Horst Stein bei Richard-Strauss-Partituren Hand anlegt, ist das eine Garantie für einen musikalisch aufregenden Abend. Zählt er doch zu den verläßlichsten Dirigenten, die Sängerstars souverän führen, bewährte Ensemblekräfte anspornen und Debütanten auch über heikle Momente hinweghelfen. Stein nahm sich in der Wiener Staatsoper der „Frau ohne Schatten" an, die zwar szenisch und in den Lichteffekten aufgefrischt und „heller", deswegen aber noch lange nicht überzeugender wurde. Lassen sich doch die stark vereinfachten Bühnenbilder „nach Günther
In der Renovierungswelle an der Wiener Staatsoper hat man nun Rossinis „Barbier von Sevilla", das einzige Relikt aus dem repräsentativen Repertoire mit „LTtaliana in Algeri" und „Viaggio a Reims", aufgefrischt. Mit erschreckendem Ergebnis macht man sich auf die Suche nach Spuren von Günther Rennerts Regie. So unkomisch und unkultiviert ging's im Haus des alten Geizkragens Dr. Bar-tolo selten zu.Das junge Sängerteam der Debütanten ist mehr auf Quantität als auf Qualität der Stimme bedacht. David Kueblers Graf Almaviva fehlte jugendlicher Tenorschmelz, Renato Girolamis
Mara Zampieri ist durch ihr Debüt als Tochter der Herodias in Richard Strauss'„Salome" an der Wiener Staatsoper zur Diva avanciert. Mit Richard Strauss' „Salome" setzt sie neue Maßstäbe. Beeindruckend ist ihre Verwandlung von der naiven, um die Gunst Jochanaans .bemühten Verführerin zum eiskalten Geschöpf. Die Zampieri zeigt aber auch, daß es möglich ist, vom italienischen Fach in schwierige deutsche Opernpartien zu wechseln. Sie betört mit Sinnlichkeit, beeindruckt mit kunstvoller Phrasierung und öffnet Abgründe menschlicher Verwerflichkeit.Ebenfalls neu an der Wiener
Die neue Staatsoperndirektion, Eberhard Waechter und Ioan Holender, zelebrierte ihren Einstand mit Wagners „Parsifal". Und holte sich als Trumpf Placido Domingo, der die Partie im Frühjahr an der New Yorker Met gesungen hatte. Domingo bestimmte Stil und Atmosphäre der Aufführung, die von Horst Stein und den Wiener Philharmonikern mit Intensität, packender Dramatik und explosiver Kraft gestaltet wurde. Der „Knabe" Parsifal muß schon einen langen Leidensweg hinter sich haben, ehe er in die Gralsburg kommt. Parsifal, ein Mann in den besten Jahren, der freilich seine Probleme
Jifi Kylian, seit dreißig Jahren gefeierter Choreograf, und sein Nederlands Dans Theater gastieren zum Ausklang der Salzburger Festspiele im Kleinen Festspielhaus. Mit fünf Stücken aus den letzten Jahren begeisterte Kylian sein Publikum ebenso wie mit der Uraufführung seiner neuen Tanzkreation „Petite Mort", einem Mozart-Ballett zu zwei Sätzen der Klavierkonzerte KV 488 und 467. „Petite Mort" ist ein effektvolles Stück zwischen klassischen Einfällen und Bodenturnen, ein Figuren-Arrangement von ungemein flinker Gestik, bald kantig scharfen, bald schön fließenden
Uraufführungen hatten bei den Salzburger Festspielen stets einen bescheidenen, aber sicheren Platz. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Sommerakademie Mozarteum und der Oper Leipzig kam es heuer zur Uraufführung einer neuen Kammeroper: Rene Hirschfelds „Bianca" nach Oscar Wildes „Florentinischer Tragödie" erwies sich in der Inszenierung Uwe Wands als Flop. Oper zwischen altmodischer Sentimentalität und steriler Avantgarde-Masche, die dem zweiten Werk des Abends, Bruno Mademas „Satyricon" in der Regie George Taboris, klar unterlegen war.Udo Zimmermann, Chef der
Immer wieder entzündet sich Johann Neumeiers Phantasie an Monumentalwerken der Musik. Heuer versuchte Hamburgs Ballettchef, Mozarts„Requiem" als choreografische Meditationen „unterwegs zwischen Leben und Tod" in den weiten Raum der Felsenreitschule zu stellen. Er geht dabei weder für sich, noch für seine Tänzer oder für das Publikum einen bequemen Weg.Leben, Liebe und Tod sind für Neumeier ein kollektives Menschenschicksal. Seine eigenwilligen, kantigen Bewegungsabläufe, über die Bühne wirbelnde Corps-Massen und mystische Symbolspiele lassen kaum tänzerische
So erfolgreich wie heuer war Wiens Musik-Sommer noch nie! Hildegard Siess, die das Mozart-Fest im Arkadenhof, in Schönbrunn, in Wiener Palais und im Konzerthaus mit Phantasie und Mut programmiert hat, ist Respektables gelungen. Das zeigen schon die ersten Wochen, in denen von Mozart ausgehend, musikhistorische Zusammenhänge in die verschiedensten Richtungen angerissen werden, zu Kleinmeistem wie Dittersdorf und Vamhal wie zu Großmeistern wie Strawinsky. Mozart-Blöcke sind den Klavierkonzerten, den Streichquartetten (Artis-Quartett), den Klaviersonaten (Roland Batik), der Kammermusik
Zum Abschied beschert Wiens scheidender Staatsopemdirektor Claus Helmut Drese noch einen attraktiven Strauss-Zyklus. Nach „Ariadne“. „Rosenkavalier“, „Elektra“ und „Arabella“ nun das* philosophische Märchen ,«Die Frau ohne Schatten“, mit Horst Stein am Pult. Er ist ein verläßlicher Verwalter Strauss’scher Klangkünste, erwies sich diesmal aber mehr als lässig-gemütlicher Kapellmeister, denn als Beschwörer der Geister und Dämonen. Auch das Bühnenbild Günther Schneider-Siemssens will nicht mehr so recht funktionieren, und einzelne Gesangsleistungen ließen zu
Mit einer Schocktherapie für Mozart-Freunde versuchen die Festwochen, junges Publikum zu ködern. Ein Team kühler Briten, Regisseur Nick Broad-hurst, Terry Davies und Dirigent Tony Britten, rupften und zupften die „Hochzeit des Figaro” und „Don Giovanni” modisch zurecht. Und bastelten zwei Revuen, wahre „Eroti-cals”, zusammen, die im Wiener Jugendstiltheater zu vielbejubelten Ereignissen wurden.Sechs Musikanten und ein Key-boarder versuchen unter Tony Brittens Führung, Mozart zu killen. Müßig zu sagen, daß ihnen das nicht gelingt. Mozarts Melodien werden zur süßlichen
Mozart-Freunde und alle, die seine „Zauberflöte” zu kennen glauben, trauen kaum ihren Augen: „Mozart alternativ” ist ein Trumpf der Wiener .Festwochen und Jungregisseur Oli-vier Tambosi hat für diese Reihe im Wiener Jugendstiltheater die „Zauberflöte” gründlich umgekrempelt. Er und sein Bühnenbildner Friedrich Despalmes im Welttheater-Taumel. Jeder darf mitspielen: Von Adam.Eva und der biblischen Schlange bis zu den geistigen Vätern Dante und Lord Byron, bei denen sie sich für ihre Deutungsversuche Ideen geborgt haben. (Nur einem Versuch, Prinz Tamino zu seinen Vampiraugen
(Volksoper Wien; „Gräfin Mari-za" von Emmerich Kälmän) Bis heute ist dieses Paradestück der silbernen Operettenära („Komm mit nach Varasdin", „Wenn es Abend wird") ein Dauerbrenner in der Publikumsgunst. Regie-Experimente würden Kaimans Melodienreigen nur stören. Die Volksopern-erprobte Choreografin Monika Wiesler hat die reizvolle Liebesgeschichte des verarmten Grafen Tassilo betulich-bieder neuinszeniert. Gemeinsam mit ihren Ausstattern, Frank Philipp Schlößmann (Bühnenbild) und Friederike Bin-kau (Kostüme) setzt sie auf konservative Operettenseligkeit. Mit
(Staatsoper Wien; „Romeo und Julia" von Sergej Prokofieff)„Romeo und Julia" zählt zu den großen Handlungsballetten, die die Staatsoper füllen. Hauptzugkraft übt dabei John Crankos psycholo- gisch genaue Choreografie aus, die das klassische Liebespaar fast zärt- lich aus Intrigen und Kämpfen heraushebt und in eine Aura der Verklärung rückt. Ludwig Karl und Jolantha Seyfried tanzen die Neu- einstudierung. Ein Paar voll Poe- sie, Zärtlichkeit und Eleganz. Lud- wig Karl ist ein klassischer Prinz zwischen Temperament und feiner Lyrik, Jolantha Seyfrieds Julia schwankt zwischen
Ein erster Höhepunkt des Verdi- Zyklus, mit dem Staatsoperndirek- tor Claus Helmut Drese eine Lei- stungsschau des Hauses bietet, war die Gala mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti. Kein anderes Opernhaus der Welt verfügt über dreizehn Verdi-Opern, die jeder- zeit im Repertoire einsetzbar sind. Mirella Freni sang Paradearien wie die Elisabeth-Arie aus dem fünften Akt des „Don Carlo " oder „Ritorna vincitor" aus „Aida" - jede Num- mer ein Edelstein in perfektem Schliff, Pavarotti die Arien des Rodolfo aus „Luisa Miller" und des Gustav aus „Maskenball"
(Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus; „Mein Tod" von Wolfgang Rihm) Er gilt als einer der vielversprechenden Komponi- sten, den Operndirektoren und Konzertmanager mit Aufträgen überhäufen. Umso mehr enttäusch- te nun Wolfgang Rihm (Jahrgang 1952) mit der Uraufführung seines neuen Werks „Mein Tod. Requiem in memoriam Jane S." für Sopran und Orchester. Rihm verpackt Wolfgang Wondratscheks schwül- stigen Text über Todessehnsucht und Vergessen-sein-Wollen derSelbstmörderin Jane S., der Ge- liebten Wondratscheks, in ein Konglomerat der Stile. Plakatives dominiert. Richard
(Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus; „Capriccio" von Richard Strauss) Immer wieder staunt man, wie Richard Strauss mitten im Zweiten Weltkrieg sein „Capriccio" schreiben konnte. Ein Werk über Kunsttheorien und die schönste aller Kunstwelten als Flucht aus der schrecklichen Reali- tät? Johannes Schaaf hat mit seiner 1985 entstandenen Inszenierung des „Konversationsstücks mit Musik" von Strauss und Clemens Krauss einen wichtigen Schritt getan: Er verlegt die Komödie um Liebe, Dichtung und Musik aus der Epo- che vor der Französischen Revolu- tion in die Zwischenkriegszeit,
(Salzburger Festspiele, Großes Festspielhaus; „Fidelio" von Lud- wig van Beethoven) Bei den Oster- festspielen war dieser „Fidelio" bei Publikum und Kritik durchgefal- len, nur fünf Monate danach prä- sentiert sich das Werk in einer Rundumerneuerung. Nach Kurt Masur dirigiert nun Horst Stein; die Wiener Philharmoniker spielen statt des Gewandhaus-Orchesters Leipzig; ein neues Sängerensemble zeichnet die Figuren mit weit mehr Präzision; und Peter Brenner hat seine Inszenierung vereinfacht, abgeräumt und gestrafft.Vor allem hat er die NS-Anklän- ge gemildert, die Inszenierung hat an
(Salzburger Festspiele, Felsen- reitschule; „Idomeneo" von W. A. Mozart) Als Vorarbeit für die Mo- zart-Feiern des Jahres 1991 insze- nierte Nikolaus Lehnhoff „Idome- neo, König von Kreta". Wer aber eine Aufführung entsprechend der kritischen Mozart-Gesamtausgabe erwartete, konnte seine Enttäu- schung nicht verbergen. Denn Lehnhoff und der Dirigent Seiji Ozawa wählten zwar die Münchner Fassung von 1781, strichen sie aber erbarmungslos zusammen. Dafür wurde die dritte Arie Elektras, die aus der späteren Wiener Fassung stammt, eingefügt.Ezio Toffolutti baute für diese Regie ein
(Arena v.on Verona, :,Aida" ????????n Giuseppe Verdi) Schwelgte der Arena-Spezialist Vittorio Rossi als Regisseur und Ausstatter früher in tolldreisten Prunkorgien, so setzt er nun auf kahle Riesenrampen, Terrassenbauten und Treppenanlagen, über die die Hundertschaften des Statistenfußvolks unablässig klettern. Das gibt der Produktion etwas Chaotisches, nimmt den Szenen die innere Ruhe und zerstört im Schlußbild das stille Sterben Aidas und Radames' - selbst ins Felsengrab steigen noch goldene Wesen mit Zauberstab und Heiligenschein.Musikalisch stand die Eröffnung unter keinem guten
(Arena von Verona; „Carmen" von George Bizet) Fast immer, wenn die Arena von Verona für die Ausstattung einer populären Oper einen Avantgardekünstler verpflichtete, endet dies in szenischer Banalität oder in geschmacklosen Experimenten. Auch Miguel Barrocal, hochbezahlter Obj????ktemachei:, baute für „Carmen" ein KitschSevilla zwischen gewollter Originalität, Lächerlichkeit und Peinlichkeit. Regisseur Jacques Karpo ließ überdies unablässig Menschenmassen darin drängen.Zu den häßlichsten Einfällen - die auch endlose Umbaupausen erfordern - zählte Lillas Pastias Schenke: Ein
(Staatsoper, Wien; „Turandot" von Giacomo Puccini) Eva Marton; die stimmgewaltigste, strahlenciste Prinzessin Turandot von heute, singt in der Wiederaufnahme von Puccinis unvollendetem letztem Werk mit machtvoll orgelnde_m Sopran, Eiseskälte und jubelnden Spitzeiltönen im Finale. In' Harold · Princes und Timothy - O'Briens Hollywood-Inszenierung, deren Glitter und schreiender Talmiglanz ;illes zuzudecken drohen; bleibt sie aufregender MittelpunktEiniges von diesem Showglan???? wünschte man Borislav Klobm;ar am Pult. Er läßt schwerfämg· musJziereh, bohrende Leidenschaften,·
(Staatsoper, Wien; „Cosi fan tut- te" von W. A. Mozart) Bereits die siebente Aufführung dieser Neu- inszenierung von Johannes Schaaf zeigt arge Abnützungserscheinun- gen. Der aggressive Kampf der Geschlechter von einst ist beiläufi- gem Operntheater gewichen. Da Pontes heiter-ironisches, manchmal bitterböses Spiel um die Liebe und Treue der Frauen geht auch an Nikolaus Harnoncourts penibler Mozart-Deutung zugrunde. Mit breiten Tempi und Kontrastarmut nimmt er Mozarts raffinierter Klangsprache die satirische Leich- tigkeit. Was von dem Sängerteam, den neuen Schwestern Roberta Alexander
(Wiener Kammeroper, „Der Bar- bier von Sevilla" von Gioacchino Rossini) Mike Fields bereitet den „Barbier" höchst pointiertauf, ohne in billigen Klamauk abzurutschen. Mit Pfiff, mitunter auch ein wenig überdreht, zeichnet er Rossini- Charaktere: Sein Doktor Bartolo posiert als dämonischer alter Geiz- hals von Charles-Dickens-Format, sein Musiklehrer Basilio könnte der Horrorkammer des Dr. Mabuse entwichen sein. Und Marzellina, der Hausgeist, darf bei der Ouvertüre gar das Orchester leiten und zieht die Schicksalsfäden.Maxi Tschunko dekorierte das Bühnenportal mit Blütenästen und
(Staatsoper, Wien; „Parsifal" von Richard Wagner). Wagner-Auffüh- rungen, früher durchaus im Reper- toire möglich, werden rar. Sie wer- den zu Fest- und Weihespielereig- nissen. Nun zeigt die Staatsoper „Parsifal" in einer für das Japan- Gastspiel renovierten Version. Doch hört man diesem „Parsifal"-Ensem- ble zu, fehlt einem der Glaube an den wundertätigen Karfreitagszau- ber, von dem Gurnemanz singt.August Everdings Inszenierung, vor allem der zweite Akt, ist zum Sandkastenspiel mystisch veran- lagter Damen und Herren gewor- den. Jürgen Roses Ausstattung hat man für die
(Staatsoper, Wien; „Rusalka" von Antonin Dvof äk) In der Reihe slawischer Opernproduktionen zählen Janäceks „Jenufa" und Dvo-fäks „Rusalka" zu den schönsten Aufführungen, die Otto Schenk und Günter Schneider-Siemssen, abseits aller Moden, in konservativem, aber kraftvoll-poetischem Realismus inszeniert und ausgestattet haben. Viel bejubelt nun die Wiederauf nähme von „Rusalka" in glanzvoller Besetzung: Mit der intensiv singenden und spielenden Sopranistin Gabriela Benackovä-Cäp, mit Eva Randova als dämonischer „fremder Fürstin", Margareta Hintermeier als
(Wiener Konzerthaus; „Narciso" von Domenico Scarlatti) Das Festival „France en Musiques" machte es möglich: Jean-Claude Malgoire, längst eine Legende unter Europas Spezialisten für alte Musik und sein legendäres Ensemble „La Grande Ecurie" gastierten in Wien mit Domenico Scarlattis Oper „Narciso" und französischen Kantatenwerken des 18. Jahrhunderts. Und das bedeutete für das Wiener Publikum eine Reihe von Entdeckungen. Vor allem „Narciso" (1720) ist ein raffiniertes Verwirrspiel der Gefühle: Echo und Narziß in amou-rösen Verstrickungen, ein Hin- und Hertaumeln
(„200 Jahre französische Revolution“, Opemfest in Versailles: „Andrea Chenier“ von Umberto Giordano“, „La Traviata“ von Giuseppe Verdi) Der österreichischägyptische Manager Fawzi Mitwali hat es trotz Schwierigkeiten aller Art geschafft: Staatspräsidenten, Starpublikum und Tausende Zuschauer kamen, um im Schloßpark von Versailles ein Freiluftopernfest zu sehen. Die Glanzbesetzungen - ^im „Andrea Chenier“ Placido Domingo, Katia Ricciarelli und Juan Pons, in „La Traviata“ Edita Gru- berova, Francisco Araiza und Renato Bruson - wären freilich kaum zu überbieten
(Internationales Musikfest, Konzerthaus Wien) Ein Fest-Finale mit vielen klingenden Namen, aber mit wenig großen Ereignissen. Gerade spektakuläre Projekte enttäuschten am meisten, etwa Giovannis Pacinis Oper „Saffo“ unter Jose Maria Collado. Für die Langatmigkeit dieses Werkes konnte nicht einmal die Opernheroine Montserrat Caballe entschädigen, die Aufführung klang allzu oberflächlich erarbeitet.Aber auch Georges Pretres Wiedergabe von Gustav Mahlers 8. Symphonie blieb in lauter Kraftmeierei stecken. Pretre scheiterte an der schlichten Schönheit des PfingBthymnus „Veni creator
(Arena von Verona, „Sorbas, der Grieche“ von Mikis Theodo-rakis) Anthony Quinn, war 1965 mit der Darstellung des Griechen Alexis Sorbas in Michael Cacoy-annis Film weltberühmt geworden. Nun schuf Mikis Theodora-kis, griechischer Freiheitsheld, Komponist der Filmmusik und des legendären Sirtaki mit dem Choreographen Lorca Massin, dem Sohn des gefeierten russischen Tänzers und Choreographen Leonid Massin, für die Arena von Verona ein Ballett. Leider wurde es Griechenland wie aus dem Reiseprospekt.Theodorakis dirigiert die Welturaufführung selbst und bereitete sie als Musikverschnitt aus
(Salzburger Festspielhaus; „La Cenerentola“ von Gioacchmo Rossini) Nach dem mißglückten „Titus“ geriet Michael Hampes Inszenierung der Aschenbrödel-Oper „La Cenerentola“ mit Riccardo Chailly am Pult zum eigentlichen Ereignis der Festspiele. Der im April verstorbene Bühnenbildner Mauro Pagano entwarf die geschmackvolle märchenhafte Ausstattung.Chailly, der Chef des Concert-gebouw Orchesters, Amsterdam, und Musikdirektor der Oper von. Bologna, entfaltet seine Vorliebe für schillernde Klangsinnlichkeit: Sein Rossini klingt frisch, frech, witzig. Impulsiv Und voll südländischem
(Salzburger Festspiele, Felsenreitschule; „La Clemenza di Tito“ von Wolfgang Amadeus Mozart) Die Salzburger Festspiele steuern das Mozart-Jahr 1991 an. Und zeigen mit einer pompös herausgeputzten, von allerlei modischen und altmodischen Opernklischees strotzenden Inszenierung Peter Brenners und in einer kitschigen Antikenausstattung von Enrico Job, wie sie sich offenbar den Mozart-Stil der neunziger Jahre vorstellen. Ausstatter Job setzt nicht nur auf Riesendimensionen, er zeigt auch kein Gefühl für das Ambiente der Felsenreitschule, die er bis zu den Galerien hinauf verbaut. Und
(Aix-en-Provence, Theater im Erzbischofspalast; „La Clemenze di Tito“ von W. A. Mozart) Für Opern- und Musikfreunde ist die malerische Kunstmetropole ein Zentrum der Mozart-Pflege, zur Eröffnung feierten Regisseur Michael Cacoyannis, Ausstatter Ni-cholas Georgiadis und Dirigent Armin Jordan einen sensationellen Erfolg. Riesige drehbare Obelisken, eine Pyramide aus Marmorpferden, Philosophenköpfe und antike Statuenreste, kara-melfarben bis rotgolden beleuchtet, machen die Szene zum Schauvergnügen.Behutsam und unaufdringlich fügt sich die Regie ein: ein barok-kes Ritual um den gütigen
(Staatsoper, Wien; „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss) Man hat sich viel Mühe gegeben, diese „Frau ohne Schatten“ wieder zum Leben zu erwecken. Wenn sie ernstgenommen werden, lohnen sich solche Auffrischungsarbeiten. Besonders Horst Stein am Pult und ein Sängerensemble von internationaler Qualität gaben dieser Aufführung unverwechselbaren Glanz, machten die vier Stunden dauernde Schlacht der Opernheroinen zum aufregenden Spektakel.Stein tauchte genußvoll in das Rauschen und Dröhnen dieser Musik und vermochte den Nervenkitzel dieser Partitur spürbar zu machen. Und er
(Staatsoper, Wien; „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart) „Ar-mer-Mozart“-Rufe und ein Buhorkan prasselten auf den Mozart-Spezialisten Nikolaus Harnon-court bei seiner zweiten Staatsopern-Premiere nieder. Harnon-court läßt dieser „Zauberflöte“ nichts vom Märchenhaften, Wienerischen. Mit seinen Wunsch-Sängern — Jerry Hadley (Tami-no), Patricia Schuman (Pamina), Mikael Melbye (Papageno), Lu-ciana Serra (Königin) und Matti Salminen (Sarastro) — entfaltet er ein stark zurückgenommenes Kammerspiel von zumeist minderer gesanglicher Qualität.Jede Szene zerfällt unter gedehnten
(Volksoper, „Tiefland“ von Eugene D'Albert) Diese Aufführung, die fast schon ein Glücksfall ist, läßt das Opernpublikum „Tiefland“ neu entdecken. Volksoperndirektor Eberhard Waech-ter ließ die über zwanzig Jahre alte Ausstattung Wolfram Ska-lickis, einen düsteren Gutshof, auffrischen, Hausregisseur Robert Herzl erneuerte die Inszenierung.Die Produktion, maßgeschneidert für eine hervorragende junge Besetzung, macht die Mordgeschichte von der armen Martha, ihrem reichen „Gönner“ Seba-stiano und ihrem Geliebten Pedro glaubwürdig und spannend. Mitleid wird geweckt mit der
(Konzerthaus, Wien; „II Sogno di Scipione“ von W. A. Mozart) Als Mozart seinen „Traum des Scipio“ 1771 in Salzburg komponierte, war er gerade fünfzehn. Ein Meisterstreich, phantasievoll und voll großer Gefühle. Aber auch ein Werkkoloß, mit dem selbst ein brillantes Sängerensemble und das ORF-Symphonieorchester Probleme haben. Denn der dramatischen Serenade fast drei Stunden lang Hochspannung zu geben, scheint kaum möglich.Der Mut des Konzerthauses, sich einer solchen Rarität anzunehmen, ist verdienstvoll. Vor allem das Aufgebot an interessanten, zum Teil sogar bravourösen
Pech hatte Intendant Gerhard Tötschinger mit der Eröffnung seines Salzburger „Festes in Hellbrunn”. Vor der Premiere von Christoph Willibald Glucks Oper „Telemaco” im Heilbrunner Steintheater öffnete der Himmel alle Schleusen. Einige der geplanten Attraktionen, wie das barok-ke Roßballett, Inszenierungen von Christoph Willibald Glucks „Zauberbaum” und Jacques Offenbachs „Weißer Rose” oder das Brillantfeuerwerk, mußten abgesetzt werden, als man den Rest vom Fest in die Salzburger Residenz übersiedelte.Immerhin gab es aber noch genug kleine Attraktionen — von Hymnen an
(Salzburger Festspiele, Mozarts „Don Giovanni”) Hatte Herbert von Karajan seinen „Don Giovanni” zu den Osterfestspielen noch mit den Berliner Philharmonikern herausgebracht, so ist er nun, zur Eröffnung der Salzburger Festspiele, auf die Wiener „umgestiegen”. Und das gibt der Aufführung völlig anderen, diskreteren, mehr verhaltenen Charakter. Denn Karajan und seine Lieblingssänger — Anna Tomowa-Sintow (Donna Anna), Julia Varaday (Elvira), Fer-ruccio Furlanetto (Leporello), Kathleen Battie (Zerlina), Alexander Malta (Masetto) und Paata Burchuladze (Komtur) — entfalten ein
(Salzburger Festspiele, Landestheater; „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist) Neben Karajans „Carmen“-De-bakel nach der Absage Agnes Baltsas wurde die erste Schauspielpremiere zur Eröffnung der Salzburger Festspiele zum Sensationsereignis. Dieter Dorn, Münchens Kammerspielintendant und einer der profiliertesten deutschen Regisseure, der zuletzt mit seiner Festspielproduktion von Strauss* „Ariadne auf Na-xos“ international Aufsehen erregt hatte, inszenierte den Lustspielklassiker „Der zerbrochene Krug“ mit beispielhaftem Fingerspitzengefühl für Sprache.Dorn öffnet