(Wiener Konzerthaus; „Narciso" von Domenico Scarlatti) Das Festival „France en Musiques" machte es möglich: Jean-Claude Malgoire, längst eine Legende unter Europas Spezialisten für alte Musik und sein legendäres Ensemble „La Grande Ecurie" gastierten in Wien mit Domenico Scarlattis Oper „Narciso" und französischen Kantatenwerken des 18. Jahrhunderts. Und das bedeutete für das Wiener Publikum eine Reihe von Entdeckungen. Vor allem „Narciso" (1720) ist ein raffiniertes Verwirrspiel der Gefühle: Echo und Narziß in amou-rösen Verstrickungen, ein Hin- und Hertaumeln zwischen Liebesidyllen und Selbstmordversuchen. Doch Gott Amor löst das Drama in Wohlgefallen auf.
Rezitative und Arien werden in technischer Bravour vorgetragen, Koloraturen perlen. Alte Musik in makelloser Schönheit. Einziger Einwand gegen Malgoires „Narciso": Er ersetzt den dramatischen italienischen Werkgestus durch süßliches Raffinement der französischen Musik dieser Zeit. Das nahm Scarlatti einiges an Klarheit und tauchte sie in französischen Zuk-kerguß.