Eigentlich ist Richard Wagners „Tristan und Isolde" in der ausgeblichenen, verwelkten Inszenierung August Everdings und in den abgeräumten Bühnenbildern Günther Schneider-Siemssens fast nicht mehr spielbar. Die Staatsoper tut es dennoch. Und riskiert, daß mancher im Publikum eine konzertante Aufführung attraktiver fände.
Hinhören und wegschauen - ist die Devise dieser Wiederaufnahme unter Horst Stein, der Wagner breit und ausladend zelebrierte und als Tristan den Finnen Heikki Siukola vorstellte: einen vielversprechenden Tenor von beachtlichem Durchhaltevermögen, mit Kraft und Sicherheit, der bei klarerer Diktion und wärmerem, flexiblerem Timbre ein hervorragender Wagner-Sänger werden könnte.
Gabriele Schnaut debütierte als Isolde: eine herrische Fürstentochter mit Kraft, Energie, expressiver Höhe. Imponierend ihr Einsatz der Mittel, dem allerdings Feuer und Wärme fehlen. Kurt Molls König Marke zeigte als einziger vorbildliche Wagner-Diktion, Oskar Hillebrandts Kurwe-nal, Claudio Otellis Melot und Uta Priews Brangäne blieben große stimmliche Leistungen und Charaktere schuldig.