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Tödliche Antike

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Uraufführungen hatten bei den Salzburger Festspielen stets einen bescheidenen, aber sicheren Platz. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Sommerakademie Mozarteum und der Oper Leipzig kam es heuer zur Uraufführung einer neuen Kammeroper: Rene Hirschfelds „Bianca" nach Oscar Wildes „Florentinischer Tragödie" erwies sich in der Inszenierung Uwe Wands als Flop. Oper zwischen altmodischer Sentimentalität und steriler Avantgarde-Masche, die dem zweiten Werk des Abends, Bruno Mademas „Satyricon" in der Regie George Taboris, klar unterlegen war.

Udo Zimmermann, Chef der Leipziger Oper, betreute beide Einakter. Vor allem in der Zusammenarbeit mit Tabori gelang ein brisanter Musiktheaterabend voll Leidenschaft. Ein tödliches „Satyricon", in dem derText des antiken Philosophen Petronius in ein modernes Totenmahl der Überflußgesellschaft umgemünzt wurde. Petronius' schriller, böser Text und Mademas boshaft funkelnde Musik aus Opern-, Operetten- und Marschmusikzitaten ergeben eine knisternde Szene, an deren Ende der Tod steht. Manches, was Tabori mit den ausgezeichneten Sänger-Darstellern, vor allem dem brillanten Trimalchio Ar-turo Sergis, erarbeitete, steht zwar nicht bei Petronius und bei Maderna. Aber das „Gastmahl des Trimalchio" wurde zu einer tödlichen Analyse der modernen Gesellschaft, einem Endspiel, bei dem dem Publikum das Lachen in der Kehle steckenbleiben müßte.

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