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Die Ästhetik Jacques Derridas

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„La verite en peinture" von Jacques Derrida ist bereits 1978 in Paris erschienen - nun liegt seit 1992 die erste vollständige Übersetzung ins Deutsche vor, initiiert und ediert vom Passagen-Verlag. Derrida, geboren 1930, lebt und lehrt in Frankreich und den USA, ist wohl einer der am meisten gelesenen und „rezipierten" Philosophen der Gegenwart.

In diesem zweifellos wichtigen Text französischer Gegenwartsphilosophie geht es viermal um Malerei; präziser um die sprachlichen und/oder vorgestellten Bänder, die die Rede von der Wahrheit in der Malerei mit der Figur, der Spur auf der Leinwand, dem Mal verbinden. Einen Inhalt dieses umfangreichen Textes wiederzugeben, ist äußerst schwierig, weil sich die Reflexionen bruchstückhaft und kreis(el)förmig bewegen, einmal nach vome, dann wieder zurückspringen. Soviel sei aber angedeutet: Derridas Ausgangspunkt ist ein Zitat Cezan-nes: kein Urteil über die Malerei abzugeben, sondern die Wahrheit in ihr, als Malerei geben zu wollen. Deshalb wendet sich Derrida den Fragen zu, die in der klassischen

Ästhetik, der Ästhetik der Moderne, nur allzulange vernachlässigt blieben: den Rahmen (bedingungen), der Verzierung der Unterschrift, der Zu-schreibung, dem Kunstmarkt, der Ausstellung und so weiter.

Wie der Verleger Peter Engelmann mitteilt, haben Michael Wetzel und Dagmar Travner knapp sieben Jahre an der Übersetzung gearbeitet - bei aller Würdigung der enormen Leistung muß aber auch angemerkt werden, daß die Übersetzung oft genug keine ist, sondern im technischen Vokabular des Französischen verbleibt: Können „Signatur", „performative Supplementarität", „deskriptive oder konstative Referenz" (und das alles innerhalb weniger Zeilen) wirklich nicht übersetzt werden oder will man den potentiellen Leserkreis absichtlich so eng wie möglich halten?

Der Inhalt des ansprechend gestalteten Bandes muß rezipiert und diskutiert werden - diese Herausforderung liefert die Übersetzung allemal.

DIE WAHRHEIT. IN DER MALEREI. Von Jacques Derrida. Übersetzt von Michael Wetzel, bearbeitet von Dagmar Travner. Passagen-Verlag, Wien 1992. 465 Seiten, öS 686,-.

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