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Die Bauern dementieren…

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Bei der Erörterung landwirtschaftlicher Sozialprobleme muß man mit Dementis beginnen. Denn wann und wo immer zum Beispiel das Milchproblem in der Öffentlichkeit behandelt wird, wird sofort die Behauptung aufgestellt, die „Milchsubventionen“ kommen nur den „Großagrariern“ zugute, während der Kleine nichts bekommt. Dabei wird selbst von wirtschaftlich relativ gut orientierten und gebildeten Leuten die Behauptung angeschlossen, daß es in Österreich mindestens 20.000 bis 50.000 Großbauern, Großagrarier und Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Kühen pro Betrieb gibt. Die Wirklichkeit schaut etwas wesentlich anders aus. Nach der letzten Betriebszählung vom Jahre 1964 haben von den 276.000 Landwirtschaftsbetrieben, die Kühe halten, 42.000 nur eine Kuh, 108.000 zwei bis drei Kühe beziehungsweise 266.000 Höfe zwischen ein und zehn Kühen.

Ob man es glaubt oder nicht: es gibt in Österreich nur 189 Bauernhöfe, die mehr als 30 Kühe haben und 754 Höfe oder ein Drittel Prozent, die mehr als 20 Kühe haben. Im Durchschnitt kommen auf den österreichischen Bauernhof vier Kühe. Die meisten haben aber weniger. Hier wird einer der größten sozialpolitischen Irtümer unserer Öffent lichkeit sichtbar: Die österreichische Milchwirtschaft ist eine Angelegenheit des kleinen und mittleren Bauernhofes. Großwirtschaften dieser Art sind in Österreich überhaupt unbekannt Wie gefährlich der Irrtum vom „Großagrarier“ ist, möge ein Hinweis auf die sozialistischen Wünsche zur Produktionslenkung zeigen. Angesichts der Kleinheit der österreichischen Milchbauern würde eine derartige Lenkung nichts anderes als eine Benachteiligung zehntausender kleiner Wirtschaften bedeuten.

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