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Die Rolle des Individuellen

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Geschieht Geschichte oder wird sie (von großen Persönlichkeiten) „gemacht“? Die bisherigen Antworten der marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft der DDR fielen meist sehr einseitig aus.

Günter Vogler bekundet nun in der Einleitung der von ihm herausgegebenen Aufsatzsammlung eine gestiegene Bereitschaft zur Berücksichtigung subjektiver, individueller Faktoren in der Historie. Das Grundthema der Beiträge stellt die Beziehung zwischen Herrscher, Politik und Gesellschaft dar. Neben vorwiegend marxistischen Historikern sind vereinzelt auch nicht-marxistische vertreten, so etwa Heinrich Lutz, mit einer Abhandlung über biographische Probleme bezüglich Karls V., Alfred Kohler mit Bemerkungen zur Politik des Kaisers und seines Bruders, Ferdinand I., und Volker Press unter anderem mit einer knappen, aber ausgezeichneten Skizze Josephs II.

Neben den genannten Herrscherpersönlichkeiten finden weiters Zar Peter I. und Friedrich II. von Preußen besondere Beachtung. Nur wenige Autoren folgen der Offenheit und Aufgeschlossenheit des Herausgebers. Historiker wie Kütt-ler und Mittenzwei zitieren fleißig aus den Schriften von Marx, Engels, Mehring und anderen marxistischen Verfassern. Nur selten finden die zentralen Thesen des Historischen Materialismus eine vorsichtige Modifizierung. Sonst aber gilt: Im Osten (in der DDR) vorläufig nichts Neues...

EUROPÄISCHE HERRSCHER. Ihre Rolle bei der Gestaltung von Politik und Gesellschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Herausgegeben von Günter Vogler. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1988. 320 Seiten, öS 507,-.

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