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Die traurige Geschichte vom Untergang Jugoslawiens

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Der Roman „Das Astragan-Fell" des 1953 geborenen serbischenAutorsDra-gan Velikic ist ein Ausschnitt aus dem paradoxen Alltag in der Spätzeit des zerbröckelnden jugoslawischen Real-Sozialismus. Es bietet uns ein verspieltes ironisches Kombinationsgewebe aus realen Gegebenheiten, anspruchsvollen Wünschen und zwielichtigen Sehnsüchten. Im Werk werden der Jugoslawische Geheimdienst UDBA und seine fiktiven (?) „westlichen" Spiegelungen mit Anspielungen, Reflexionen und Metaphern pa-

rodistisch übertrieben dargestellt.

Vielleicht ist Velikic ein Meister der indirekten Satire. Der Hauptheld aus diesem Roman, der junge Belgrader Schriftsteller Marko Delic, Sohn eines pensionierten Geheimdienstoffiziers, gerät selbst in den Strudel der Geheimdienste. Velikic ruft in diesem Roman einen Reigen der grauenhaften politischen Donquixoterie auf die von grellen Lichtem und wahnsinnigen Reflexen überflutete Bühne der menschlichen Unzulänglichkeiten und gesellschaftlichen Zusammenstürze in

einer Welt, in der das Bewußtsein von Gott, aber auch von eigener Identität, zu oft abhanden gekommen ist. Daß der Schriftstellerdas Abhandene, vielleicht unwillentlich, sucht, macht das Buch nicht göttlich, aber menschlich. Velikic erweist sich hier als ein Meister der kurzlebigen Liebesgeschichten, der verblassten Muster.

DAS ASTRAGAN-FELL. Von Dragan Velikic. Aus dem Serbischen von Astrid Philippsen. Wieser Verlag, Klagenfurt/Salzburg 1992.300 Seiten, 225,-.

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