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Die Wüste blüht

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In Israel ist das Unglaubliche möglich: selbst bei Regenfällen von nur 70 bis 100 Millimeter können Bäume gedeihen. Wer es nicht glaubt, wird in das brache Flachland zwischen Ufakim und Beer-Sheva herzlichst eingeladen. Das Stichwort heißt „Über-flächenabfluß". Das bedeutet, daß die ganz minimalen Regenabfälle - zwischen 70 und 100 Millimeter im Jahr -, wenn richtig eingefangen, zum Wohle der Pflanzen beziehungsweise Bäume genützt werden können.

Dies bedeutet wiederum, daß große Teile des Negev, die südliche Hälfte Israels, bepflanzt werden können. Theoretisch mag dies für zirka 800.000 Hektar gelten, da von einer Gesamtfläche von rund einer Million Hektar der südlichen Hälfte Israels, nur zirka 200.000 Hektar besiedelt oder genutzt sind.

Es liegt auf der Hand, daß, wenn die endgültigen wissenschaftlichen Daten aus Israel vorliegen werden, auch die Länder der Dritten Welt großen Nutzen daraus ziehen werden.

Was heute der Jüdische Nationalfonds (KKL) in Forschungsarbeiten investiert, ist ihm schon einmal, jedoch in anderer Form, vorexerziert worden. Es waren die Nabataer im vierten und fünften Jahrhundert nach Christi. Sie lebten in der Zone des mittleren Negev, fingen das spärliche Regenwasser auf und führten es in kleinen Kanälen zu ihren üppigen Obst- und Gemüseplantagen. Ingewissem Sinne gaben diese Erkenntnisse den Planern der israelischen Bodenentwicklungsbehörde sowie diversen Wüstenforschern den Denkanstoß, sich auf dieses wissenschaftliche Abenteuer einzulassen.

Hydrologische Studien bewiesen, daß die felsigen Hangbereiche schneller auf Regenfall reagieren als die durchlässigen bodenbedeckten Bereiche, was heißt, daß der Abfluß besser an den felsigen Überhängen absorbiert wird.

Man muß sich ein Flachland mit sanft, höchstens 30 bis 50 Zentimeter ansteigenden kleinen Hügeln vorstellen, in deren oberer Hälfte das abfließende Regenwasser effektiver ist.

Man pflanzt also die Setzlinge oder Sträucher nicht unmittelbar am Erdboden, sondern in der Mitte der kleinen Hügel. Die Ergebnisse sind verblüffend und waren anfangs kaum zu glauben: die Bäume wachsen in eine normale Höhe, wie anderswo, wo es Niederschläge von über 300 Millimeter gibt!

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