(Staatsoper, Wien; „Macbeth" von Giuseppe Verdi) Im Orchestergraben stand Placido Domingo, Star der kommenden „Samson und Dalila"-Premiere, am Dirigentenpult, und bescherte ein Luxusspektakel. Domingo hat an der Arbeit mit Sängerkollegen und Orchester Spaß und ist weit besser als mancher Dirigentenimport aus Italien. Wohl hat Verdis zündender Melodienreigen da und dort scharfe Kanten, wohl fehlt mitunter dramatisch zugespitzte Atmosphäre. Aber Domingo beweist Geschmack: Beinahe liebevoll begleitet er die Sänger und bemüht sich, das Drama um Machtgier und Mordlust des schottischen Feldherrn und seiner Lady straff weiterzutreiben. Luxuriös die Besetzung: Mara Zampieri als Lady und Renato Bruson als Feldherr. Ein teuflisches Paar: sie, böse und von Machthunger getrieben, brilliert mit exaltierten Spitzentönen. Er, von den Prophezeiungen der Hexen gejagt und an seinem Wahn zerbrechend, ringt seinem warmen, satten Timbre auch häßliches Espressivo ab. Ein Höhepunkt dieses Verdi-Zyklus.