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Do-Kommentar

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Hugo Portisch ist ein beispielhaft fleißiger Journalist, ein interessierter Reisender in Sachen Weltpolitik. Hätte der ORF doch mehrere von seinem Kaliber! Das Sympathische ist, daß er Pohtik immer im Zusammenhang mit dem Menschen auf der Straße sieht, nach ihrem Lächeln sucht er, ob sie genug zum Anziehen, zum Essen, zum (Coca-Cola?) Trinken haben.

Was ist es nur, das mir bei manchen (nicht allen) seiner Dokumentationen den Eindruck vermittelt, als handle es sich um sehr gute Lichtbildervorträge eifriger Fremdenverkehrsstellen? Bei seinem zweiteiligen China-Report (Di., 1. und 8.9., 20.15 Uhr, FS 1) meine ich es herausgefunden zu haben: Es ist der alles zudeckende, unuijterbrochene Text, der den Zuseher nicht eine Sekunde lang das Gesehene selbst verarbeiten, geschweige denn interpretieren läßt. Eine neue Filmgattung vielleicht: Kommentar anstelle von Dokumentation, also Do-Kommentar. Das ist eine Mischung aus akustischer Bevormundung und vorinterpretierter Information. Jedenfalls keine reine Reportage.

Die schönen Bilder werden ihrer Eigenaussage beraubt, werden zu Hintergrundbildern (wie Hintergrundmusik). Die Symbiose von Text und Bild wird zu wenig dramatisiert, wenn über das fehlende Auge der Konfuziusplastik ebenso drübergeredet wird wie über jedes noch so interessante Originalinterview.

Ich weiß, so eine großartige Reise wirft ungleich mehr Material ab, als in zwei FS-Stunden unterzubringen ist. China ist groß, und Hugo Portisch weiß viel, und er spricht ja so schnell, und er sagt ja auch alles so begeistert, so sympathisch, so allgemeinverständlich wie Marcel Prawy.

Ein echter Liebhaber also.

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