6987668-1986_32_15.jpg
Digital In Arbeit

Dramatische Vasen

Werbung
Werbung
Werbung

(Galerie Haemmerle, Götzis, bis 31. August) Wie sein Leben, so seine Wirkungsgeschichte: Der vor zwei Jahrzehnten gestorbene Sticker Otmar Burtscher, der am Rand des Existenzminimums in seinem Heimatdorf Altach lebte, ist auch heute noch (oder wieder) ein Geheimtip. War es bei Lebzeiten eine Handvoll Maler und Galeristen, die den 1894 Geborenen überhaupt kannten, so ist bis heute ein Großteil des riesigen, in alle Winde verstreuten und undatierten (Euvres weder erfaßt noch öffentlich zu sehen gewesen. Nun zeigt die Galerie Haemmerle erstmals Burtscherbestände der Sammlung Norbert Grebmer, dazu Meisterstücke aus eigenem Besitz.

Hauptsächlich handelt es sich um Blumenvasen in 01 auf Preßspan, in völlig flächiger Auffassung und eindringlichen Farben, die zum Teil schwarz gerandet sind. Farbbalken stützen und halten diese Gemälde, ihre Schönheit besteht gerade darin, daß sie nichts als Bilder sein wollen.

Tischdecken in allen denkba-. ren geometrischen Formen sind Motive, Flächen haben nur die eine Aufgabe, den Blumenstrauß in der Mitte durch Färb- und Formentsprechungen zu halten. Form und Stimmung einer Pflanze wird durch den Hintergrund angegeben, auf dem sie steht. „Blumen sind der Saum am Mantel Gottes“ steht einmal in Zierschrift auf der Rückseite.

Es sind auch „klassische“ Burtschers in Götzis wieder zu sehen, so das „Interieur in Blau“ oder die unter Kennern berühmte Hinter- (und Vorder)glas-Kreuzi-gung, die auf den ersten Blick an Bauernbarock erinnert (Burtscher ist freilich alles andere als ein „naiver“ Maler). Die Darstellung des Gekreuzigten weist zwei Sonnen auf: Das Tagesgestirn verblaßt vor dem Leuchten des Kreuzes. Der blutige, völlig unakademische Autodidakt aus dem Rheindorf Altach hat es sein Lebtag lang gewußt: Das Leuchten der Malerei kommt nicht von außen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung