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Düstere Klamotte

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Was dem Komponisten Sylvester Levay und dem Librettisten Michael Kunze mit „Elisabeth", der Musical-Uraufführung im Theater an der Wien, gelang, rückt zwar von den üblichen Sisi-Klischees ab, macht aber die Kaiserin zum Nachtschattengewächs. Musikalisch begnügen sie sich mit einem bald süßlich-klebrigen, bald rockig hämmernden Allerweltssound, der von Caspar Richter mit Routine in Gang gehalten wird. Das Libretto macht Sisi, die einsame, traurige Schöne, zur Kolportagefigur im großen Weltuntergangstheater.

Immerhin päppelten Regisseur Harry Kupfer und Bühnenbildner Hans Schavernoch das magere Stück mit düster-üppigen Bildern eines Totentanzes auf. Vom Praterbordell bis zur Hofburg führt dieser Tanz unterm Doppeladler, den Elisabeths Mörder Lucheni als Bänkelsänger und Conferencier kommentiert. Der „Held" ist der Tod, Elisabeths wahrer Liebhaber, in dessen Armen sie alle landen: die Kaiserin, Kronprinz Rudolf, die Verwandtschaft, die Monarchie. Auch in der Besetzung gibt es Schwachstellen: Pia Douwes ist für die anspruchsvolle Titelrolle zu wenig große Exzentrikerin und schillernde Persönlichkeit; Uwe Kröger ist als Tod ein übermächtiger, fulminanter Partner, Viktor Gernot ein blasser Kaiser, Ethan Freeman ein origineller Lucheni. Ein großer Wurf ist das Musical nicht.

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