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Durchaus kein Kassandra-Ruf

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Der Titel „Kulturkatastrophe“ klingt abschreckend nach Kassandra-Ruf. Doch das Buch selbst ist weitaus positiver. Nur das letzte Kapitel spricht von Katastrophen und setzt fort oder faßt zusammen, was Heinz Friedrich bereits im „Narrenschiff des Zeitgeistes“ pointiert kritisch und witzig gesagt hatte. Der gewichtigere Teil des Buches zeigt die Grundpositionen auf, von denen aus Friedrich seine Attacken „gegen das hündische Kriechen der Intellektuellen“ vor dem Zeitgeist reitet. Diese Grundpositionen lauten eigentlich nicht anders als wie sie Schiller bereits in seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen beschrieben hatte: die Notwendigkeit philosophischer Besinnung gegenüber derr fendimensionalität eines Zweckrationalismus, diktiert von Wissenschaft und Wirtschaft. Der Fortschritt wird zum Rückschritt, wenn der Mensch auf der Strecke bleibt.

Genauso flüssig und witzig, wie wir den Autor bereits aus seinem „Narrenschiff' kennen, trägt er hier seine Argumente vor, konzentriert sich und den Leser auf wesentliche anthropologische Gehalte. Kultur bleibt Hauptfaktor der Menschwerdung nur, „wenn sie ihrem anthropologischen Sinn treu bleibt und menschliche Realität in höchster Verdichtung vorführt.“

KULTURKATASTROPHE. Nachrufe auf das Abendland. Von Heinz Friedrich. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 19 79, 312 Seiten, öS 189,60.

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