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Echt, aber falsch

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(Landestheater Linz, Lortzings „Regina") Die Weihnachtsüberraschung ist gelungen. Das Linzer Landestheater schenkte einen von Regisseur Ernst Sagemüller entdeckten unbekannten Lort-zing: das dreiaktige Operndrama „Regina" aus der Wiener Revolutionszeit (1848), deren Erlebnisse sich der Komponist von der Seele schrieb. Ein solcher Stoff mußte falsch sein für die echte Musik des Schöpfers komisch-heiterer Werke. Das Produkt wurde ein eigenartiger Zwitter mit immerhin musikalischen Leckerbissen wie Arien, Ensembles oder etwa dem herrlichen Chorcouplet der Freibeuter.

Vor dem klassenkämpferischen Hintergrund spielt sich eine Liebesgeschichte ab, die die politische und private Ebene aus dem Gleichgewicht bringt. Das Opfer dabei heißt Regina, zwischen zwei Gesellschaften (Männern) stehend, blaßgestaltig und ohne charakterliche Entwicklung. Daher läßt man sie alles nur träumen und stellt ihr ein übrigens völlig überflüssiges Double an die Seite.

Aber Linda Roark-Strummer beherrscht großartig jede Situation, auch die der durch die Zauberkastenromantik Kurt Pints bedrohlich nahen Parodie, und belohnt mit ihrer Rollensouveränität für die Ausgrabung des Stückes. Ihre Partner Christopher Doig und Rudolf Kostas machen begeistert mit. Weniger das unter Ernst Dunshirn matt musizierende Bruckner-Orchester.

Die österreichische Erstaufführung wird der Oper mit falschem Inhalt kaum auf die Beine helfen. Das Publikum registrierte sie gefällig. Mehr begab sich nicht.

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