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Echte Größe

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Wer zu groß ist, weiß Hans Heinz Hahnl, ist ebenso schwer wahrzunehmen wie etwas ganz Kleines. Vielleicht waren die Bisambergriesen gar nicht so groß. Der Mensch neigt zur Übertreibung. Der Mensch begeistert sich an abstrakten Begriffen, aber er bleibt, was immer er unternimmt, ein irdisches Übel. „Die Größe“, sagte der Bisambergweise, „ist ein Wahrzeichen unserer Hoffnung.“ Wir werden nicht als Utopisten geboren. Abstehende Ohren sind nur ein Indiz. Wer eruieren wollte, warum einer zu den Riesen geht, zu den Weltverbesserern, zum idealen Eros und der schönen Literatur, müßte eine Serie von Romanen schreiben,

Eines ist klar: Es handelt sich hier insgesamt' um Vergöttlichungsprozesse ... Ich weiß nicht, was sich der Verlag unter einem „reinen Lesevergnügen“ vorstellt, wie er es auf dem Schutzumschlag verspricht. Hahnls zweiter Roman ist ganz bestimmt auch kein Roman, eher ein kaleidoskopischer Essay, absichtlich verwirrend, vielfach faszinierend und irritierend. Kein einfaches Buch. Der Österreicher neigt allgemein zum Possierlichen, und die Bisambergriesen sind insoweit Österreicher, trotzdem hat ihr und Hahnls Unterfangen echte Größe, selbst in seiner zähen, insistierenden Bosart. Um das zu spüren, muß man nicht alle Anspielungen - Wer war wohl die Baronin Rüdenau-Leddihn-Engbarth? - verstehen, muß Hahnl auch nicht recht geben. Aber will er das überhaupt? „Mich stört das vergossene Blut mehr als jeder Verrat an einer Idee“, bekennt der Gegenspieler des Bisambergweisen in einem sehr kurzen Auftritt. Und das hat doch viel für sich.

DIE RIESEN VOM BISAMBERG. Von Hans Heinz Hahnl Europaverlag, Wien 1979, 228 Seiten, öS 218,-.

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