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Ein Ärgernis

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Den Hauptteil in Luise Rinsers neuestem Tagebuch von 1979 bis 1982 nehmen Berichte über ihre Reisen ein. Aus den kleineren Notizen des Tagebuchs seien einige Themen genannt: die Tagebücher von Thomas Mann — mit der Bemerkung „stock- und stinkbürgerlich, alles in allem ein Ärgernis” —, Erlebnisse bei Lesungen, Kriegsdienstverweigerung, Nuklearangst, Ausländerfeindlichkeit, Bemerkungen über Reagan, den sie „Teufel, den Herrn unserer Zeit” nennt.

Man horcht auf, wenn das Stichwort Terroristen fällt, zu dem sie in diesem Tagebuch zu sagen weiß:

„Werde ich schuldig, wenn ich den Terroristen nicht töte, ehe er töten kann? Bin ich verpflichtet, ein Leben zu vernichten, um ein anderes zu retten? Frage an den Polizisten, an jeden einzelnen: Kannst du abwägen, wer der bessere ist? Weißt du, was das Gewissen dem Terroristen sagt und was ihn zum Töten bringt?”

Es gibt nicht nur ein Trauma im Leben und Schreiben der Luise Rinser, sondern derer viele. Sie schwärmt für Japan dort, wo es sozialistisch ist, sie bewundert in nicht zu überbietender Naivität Nordkorea und bezeichnet in ihrer Berichterstattung über den Besuch des Papstes in Polen ihre Gefühle ihm gegenüber als wehmütig-unbehaglich: „Wie immer, wenn der Versuch gemacht wird, das Rad der Bewußtwerdung zurückzudrehen.”

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