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Ein Clavigo für die „Erfolgsgeneration”

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Goethes „Clavigo”, diese in wenigen Tagen dem Beaumarchais nachgeschriebene Anekdote, zählt - wenn man von Einzelfällen wie Kortners berühmter Hamburger Inszenierung absieht - gewiß nicht zu den „gängigen” Klassikern. Die strohtrockene Ver- staubtheit mancher Dialogstellen und die melodramatische Larmoyanz schrecken Publikum wie Künstler ab. Wenn eine Aufführung des Stückes - wie derzeit im Grazer Schauspielhaus - einen eklatanten Erfolg verbuchen kann, so ist dies in erster Linie auf das klare Konzept des Regisseurs Tebbe Harms Kleen und unerbittlich minuziöse Arbeit am mimischen Detail zurückzuführen.

Der Karrierist Clavigo, der sich zwi schen persönlichem Glück und beruflichem Ehrgeiz nicht entscheiden kann, wird hier unserer „Erfolgsgeneration” begreiflich. Der Regisseur läßt die Schauspieler ihre jeweilige Geschichte gewissermaßen ohne Worte erzählen: durch konsequente, breit angelegte Mimisierung dessen, was zwischen den Zeilen steht, durch eine Unzahl wie selbstverständlich erscheinender psychologischer Einzelheiten. Die Bühnengestaltung Friedrich Kleins in ihrer einfachen Schönheit und technischen Durchschaubar- keit spielt dabei eine wichtige Rolle; die Grazer Schauspieler sind samt und sonders hervorragend, sichtlich gewachsen an einer Aufgabe, die sie auf eine ganz neue Weise forderta.

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