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Ein Ereignis

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Der Roman nennt sich „Der Kasuar”. Der unbekannte Autor mit dem Pseudonym Matthias Mander, 1933 in Graz geboren, ist ein hochspezialisierter Industriemanager. Wie die Arbeitswelt sein Leben bestimmt, so durchdringt sie auch seinen Roman. Inmitten der Industriewelt steht als Ebenbild des Autors Rausak oder im Wortspiel von rückwärts gelesen der Kasuar, „ein riesiger, kräftiger Laufvogel, schneller Renner, köpf voran durch Domen, Lianen: Der Kasuar, dessen Flügel sich nie in die Luft schwingen, aber - mit knochenharten Kielen bewehrt - schneidendes Durchpflügen des Dickichts erzwingen”. In der hartnäckigen Uberlebensform des Kasuars erkennt Rausak die eigene Bestimmung wieder.

Ein universaler Kosmos breitet sich aus in dem Roman. Zitierte Namen deuten geistige Wahlverwandtschaften an: Kafka, Musil, Doderer, Stifter, Benn. Ideologische Bindungen fehlen. Die Fülle des Romans wirkt überwältigend. Wann wurde zuletzt in der österreichischen Literatur eine derart komplexe Welt so souverän dargeboten? Gibt es bei Mander auch kein Erzählen wie bei Musil und Doderer - im geistigen Anspruch steht er ihnen nahe.

Tief wurzelt er in der österreichischen Welt. Seine Sprache ist österreichisch gefärbt bis zu liebenswerten Austriazismen. Wenn der intellektuelle Wortschatz und Wortstrom die Bennsche Essayistik erreicht, so erstrebt er doch nicht ihre Geschlossenheit. Mander tut scheinbar nichts anderes, als daß er einen überdimensional großen Zettelkorb ausschüttet. Das Ergebnis ist eine ungeordnete Ordnung, Andeutung und

Ausdeutung einer Weltordnung und vordergründig eine Welt der tausend und abertausend Fälle.

DER KASUAR. Von Matthias Mander. Verlag Styria, Graz 1979. 419 Seiten, öS 298,-

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