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Ein Genie mit Schwächen

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Qualtingers neue Satiren empfangen ihr Leben wieder aus der Mentalität des Wieners, aus der Atmosphäre Wiens, des Wiens von gestern und heute, im Sinne Qualtingers könnte man auch sagen: des ewigen Wiens.

Eindrucksvoll ist bereits die erste Szene, in ihrer Menschlichkeit ebenso wie in ihrer Hintergründigkeit. „Der Burschi und sein Publikum" heißt sie.

Burschi: das ist ein älterer Schauspieler, vom Tod gezeichnet, er unterhält sich mit einem Papagei, der auf dem Dach seines Käfigs sitzt. „Geliebt wird er von seinem Publikum, der Burschi", monologisiert er, „und warum? weil er immer sein Publikum geliebt hat." „Wenn mein Publikum nicht war", sinniert er im Rückblick auf sein Leben, „ich hätt einen Berufswechsel vorgenommen. - Geschäftsführer oder Betriebsrat. - Wo man halt durch die Persönlichkeit wirkt."

Nicht jede Satire hat diese Qualität. Requisiten der Vergangenheit, die Qualtinger gern auftischt, wir-

ken leicht etwas abgegriffen, aber auch manche andere Satire will nicht so recht zünden. In Qualtingers Abgründigkeiten schwarzen Humors trifft vielerlei zu sammen.

Wie Weigel sich einmal ausdrückte, ist er „Landsknecht und Bußprediger, Dichter und Journalist, Eulenspiegel und Bramarbas". Dies alles macht sein Genie aus, dessen immer einmalige, unverwechselbare Produkte man nicht penibel auf die literarische Goldwaage legen sollte.

DREI VIERTEL OHNE TAKT. Neue Satiren von Helmut Quallinger Langen-Mütler, München 1980. 176 Seiten öS 152.50.

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