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Ein größeres Österreich

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Der Dichter Alois Vogel hat sich aufs Land zurückgezogen. In Pulkau bei Retz bewohnt er jetzt ein kleines Landhäuschen, ohne Auto, mobil nur durch ein Fahrrad. Die Gedichte, die dort oben entstehen, sind eins mit dem Weinviertier Land. Vogel hat das Land an sich genommen. Heim- und Einkehr in einem.

„Landnahme" heißt der neue Gedichtzyklus mit ebenso kargen wie typischen Zeichnungen des jüngst verstorbenen Graphikers Anton Wichtl. Von Kellergassen, Erde, Grillenbeinen, Ackerstreifen, Kopftüchern ist die Rede. Besonders schön: „Wieder am Bahndamm liegen / umzingelt von den Rothäuten / des wilden Mohn".

Bahndämme bedeuten nahe der tschechischen Grenze nicht Fremdenverkehr. Züge waren hier meist gleichzusetzen mit Truppentrans-portation. Auch Alois Vogel hat böhmische Ahnen. Als 18jähriger hat er im 2. Weltkrieg die Weite der russischen Ukraine erlebt; heute verdichtet er Landschaft und Geschichte zu einer einzigen sommerlichen Melodie.

Das Weinviertel ist ein Sommerland. Trotz der Kommißstiefel, die drübergegangen sind. So ist es kein Zufall, daß sich der Wiener Alois Vogel in dieses Grenzland zwischen Osten und Westen verirrte. Es ist das Land der „österreichischen Geschichte überhaupt. Es ist das Land, das ihm immer aufs neue Grillpar-zers Lobpreisung vergegenwärtigt". Das Gedicht „Bei Staatz" ist wahrlich eine „Hymne des größeren Österreichs".

LANDNAHME. Gedichte von Alois Vogel mit Zeichnungen von Anton Wichtl, Verlag G. Grasl, Baden, öS 190.-.

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