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Ein gutes Viertel

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Das Aschenputtel unter Österreichs Landstrichen ist das Weinviertel. Es war Aufmarschplatz vieler Heere, Durchzugsland ungezählter Soldaten und Flüchtender. Ein Land, über das schon Grillparzer seinen Rudolf von Habsburg sagen läßt: „Ein Schlachtfeld, doch auch ein Erntefeld, Gott sei gedankt!” Hoffentlich bleibt es in Zukunft allein hei der Ernte. Denn fruchtbar ist dieser Lösboden, den das Ur-meer hier hinterließ: Es bringt Getreide, Erdäpfel, Rüben, vor allem aber Wein.

Nun hat das Land endlich Zeit, sich seines Eigenen, seiner bäuerlichen und weinhauerischen Tradition zu besinnen. Verschollene Trachten tauchen auf, geschnitzte Holztüren, Winzergeräte. Plötzlich fällt auf, daß diese „Hoamat a wer is”, wie schon ihr großer Mundartdichter Lois Schifer (gest. 1979) immer wußte. Vor allem der junge „Kulturbund Weinviertel” -leistet immer Neues und Hervorragendes auf dem Gebiet der lokalen Selbst-und Kulturfindung. Mit seiner Schriftenreihe über das Weinviertel ist ihm textlich wie optisch bisher schon Großartiges gelungen. Der nun 4. Band „Kultur der Keller-gasse” stellt die Schönheit des Kellerensembles so eindringlich dar, daß man sich plötzlich in die kalkweiße Architektur der griechischen Inseln versetzt fühlt.

Um die von Peter Kenyeres einmalig gewählten Motive vom Äußeren und Inneren eines Preßhauses findet sich eine von Manfred Jasser sehr anspruchsvoll besorgte Auswahl schönster Gedichte und Texte rund um den Wein. Wenn doch dieser preiswerte schöne Bildband der Spitzhacke im Weinviertel zuvorkommen könnte!

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