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Ein Heimatloser

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Eine begrüßenswerte Erinnerung an einen Erfolgsautor der zwanziger Jahre sind die beiden Bücher, die die Nymphenburger Verlagshandlung aus Anlaß des 100. Geburtstags von Leonhard Frank am 4. September 1982 herausbrachte.

In dem einen Werk sagt seine Witwe, „was noch zu sagen ist“, in dem anderen, einer Anthologie, zieht der Herausgeber Manfred Gregor-Dellin die „Summe“ seines Lebenswerks dahingehend, daß ihm die Zeit- und Sozialkritik von Anfang bis Ende tief und bestimmend eingeprägt ist. Aus dieser Perspektive traf er die Auswahl für „Die Summe“ — so der Titel der Anthologie —, überzeugt, daß damit eine junge sozialkritisch sensible Generation, die das Werk Franks nicht kennt, angesprochen werden kann.

Aus seinem Opus dürfte literarisch Bestand haben das 1914 erschienene Erstlingswerk, der Roman „Die Räuberbande“ aus seiner Heimatstadt Würzburg, der ihn rasch berühmt machte, die 1927 erschienene Fortsetzung „Das Ochsenfurter Männerquartett“, der pazifistische Novellenzyklus aus dem Jahre 1917 „Der Mensch ist gut“, die 1927 erschienene Heimkehrernovelle „Karl und Anna“ und manche kleinere Erzählung wie etwa „Der letzte Wagen“. Vieles, was er schrieb, war schwächer.

Der 1950 aus der amerikanischen Emigration Heimgekehrte, dessen Autobiographie „Links, wo das Herz ist“ 1952 erschien, erreichte hohe Auflagen in der DDR, blieb aber in Westdeutschland erfolglos und verstummte bis zu seinem Tode 1961. Als ein Gefühlssozialist, der ein Leben

großbürgerlichen Zuschnitts führte, durchwandelte er die Welt als ein ewig Fremder, auf den Polgars bitteres Wort zutraf: „Die Fremde wurde nicht zur Heimat, aber die Heimat wurde Fremde.“

DIE SUMME. 1882-1982. Von Leonhard Frank. Hrsg. v. Martin Gregor-Dellin. 450 Seiten, Ln., öS 258,40.

ZU SAGEN, WAS NOCH ZU SAGEN IST. Von Charlott Frank. 224 Seiten, öS 197,60.

Beide: Nymphenburger Verlagshandlung, München 1982.

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