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Digital In Arbeit

Ein Job für harte Männer

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Ich wasche den Salat, da hüllen dunkle unheilverkündende Wolken mein Angesicht in Finsternis. Oh Gott, die Suppe! Ich mache einen gewaltigen Satz hinüber zum Herd, stelle mit der rechten Hand die Suppe weg, bearbeite mit der linken die Bratkartoffel.

Schweiß steht auf meiner Stirn. „Nikolaus", sage ich mir, „jetzt nur nicht die Nerven wegwerfen. Zwei Platten sind doch erst der Anfang. Also los, die dritte!" Das Kotelett zischt im heißen Fet, der Kampf mit den Naturgewalten geht erbarmungslos weiter.

Stammesfehden, Turniere, Eroberungszüge, pah! Lächerlich! Das hier ist der wahre Job für harte Männer! Ausdauer, Nerven wie Drahtseile, korrekte Selbsteinschätzung (ob ich das Backrohr auch noch schaffe?), Härte und trotzdem Gefühl: Kochen ist Männersache.

Wenn Häuptlinge, Jäger, Knappen und Generäle jemals erkannt hätten, wie störrisch so ein Wildschwein noch nach dem Tod ist, daß die eigentlich

harte Arbeit erst nach der Jagd beginnt...

Welchen Verlaufhätte die Weltgeschichte genommen, wenn sich die Jünglinge statt im Schwertkampf im Kochen geübt hätten, ihr Interesse statt der Entwicklung kalter Kanonenrohre der Zubereitung heißer Braten gegolte hätten? Wie wäre wohl die Geschichte verlaufen...

O Gott - die Bratkartoffel!

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