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Ein kompromißloser Verlag

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Mit einem neuen, schon von der Quantität reichhaltigen Programm, stellt sich der im Vorjahr gegründete Rhombus-Verlag wieder der Öffentlichkeit vor. Die Produktion ist auf neun Bände erweitert worden, die Ansprüche, „erstklassige • Literatur“ zu machen, sind geblieben. Man wartet schon gespannt auf die erste Lektüre der neuen Rhombus-Autoren.

Man hat dem jungen Verlag schon zum Zeitpunkt seiner Entstehung ein baldiges Ende prophezeit. Nun, die Todesvorhersage hat sich nicht erfüllt, der Rhombus-Verlag lebt allen Unkenrufen zum Trotz immer noch - und nicht schlecht, wie es scheint. Das Echo in den ausländischen Medien war schon im Vorjahr überraschend positiv gewesen. Mit dem neuen Programm hofft Vintila Ivanceanu, Lektor, Korrektor, Vertriebschef, Organisator und Autor in einer Person, auch in Österreich endgültig den Durchbruch zu schaffen.

Ivanceanu hat bewiesen, daß man mit etwas kaufmännischem und werbetechnischem Geschick durchaus die finanzielle Basis für eine aufwendige Buchproduktion herstellen kann. Er hat mit der Ersten österreichischen Spar-Casse und der IBM-Österreich lukrative Werbeverträge abgeschlossen und damit die Finanzierung zum Großteil gesichert. Als Gegenleistung treibt Ivanceanu Werbung in Form von Inseraten und Büchern, auf Prospekten und durch Namensnennung bei Pressekonferenzen. Ein durchaus vertretbares Abkommen. Außerdem werden 20 bis 25 Prozent der Druckkosten -wie übrigens bei fast allen literarischen Verlagen — vom Unterrichtsmi-

nisterium getragen. Ein Rest Eigenkapital und Förderungsankäufe durch die Stadt Wien sind weitere Finanzierungsquellen.

Das diesjährige Verlagsangebot hat Ivanceanu stark ausgebaut, mit neun Titeln hat der Rhombus-Verlag die Grenzen eines Kleinverlages schon längst überschritten. Ziel des Verlags ist laut Ivanceanu die Förderung des „konstruktiven Experiments ohne Grenzen.“ Ivanceanu will sich auch keinem „ästhetischen Marktzwang“ unterwerfen, er will zur „Sinnlichkeit der Sprache“ zurück.

Die Sekundärliteratur soll jeweils nur durch eine Publikation vertreten sein - dieses Jahr durch die Anthologie „Gegen die deutsche Literatur“. Sonst dominiert die Belletristik. Unter den neun Autoren befinden sich heuer sechs Debütanten - eine erstaunlich große Zahl -, darunter nicht nur Österreicher, sondern auch die Deutsche Ginka Steinwachs mit dem Buch „ma-rilynparis“ und der Eidgenosse Martin Schweitzer mit „Benim oder Accra“. Eine besondere Überraschung dürfte das „Volksbuch“ des Wiener Architekten Gerngross sein, eine über 1300 Seiten starke Collage aus Texten der Alltagssprache, Zitaten aus Trivialromanen, Kriminalstories, Zeitungsartikeln und anderen Fachsprachen, die computermäßig gespeichert und dann mittels eines Computerprogramms verfremdet wurden. Parallel zum Text wurden auch visuelle Elemente eingebaut. Gerngross will damit eine Synthese unserer Sprachidiome erreichen - ein totales Buch. Man darf gespannt sein.

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