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Ein Schweizer Spitzenfilm

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Immer wieder überraschen unsere Schweizer Nachbarn mit ausgezeichneten, international durchaus konkurrenzfähigen Filmen. So wurde Claude Gorettas jüngstes Opus „Die Spitzenklöpplerin“ beim letzten Festival von Cannes preisgekrönt.

Goretta hat seine feine künstlerische Handschrift schon in „Die Einladung“ (1973) bewiesen. Was er diesmal erzählt, ist zwar alltäglicher, aber noch diffiziler. Eine 18jährige Friseuse aus Paris macht in der Normandie Urlaub und trifft einen Studenten, der bald die große erste Liebe des scheuen Mädchens wird. Das spätere Zusammenleben gestaltet sich durch das verschiedene Bildungsniveau, die instinktive Selbstsüchtigkeit des Burschen, der aus seiner Geliebten ein Geschöpf seiner Vorstellung formen möchte, und die Unfähigkeit des Mädchens, Gefühle und Wünsche zu artikulieren, problematisch. Der Student verläßt schließlich die Friseuse, die in einer Nervenheilanstalt landet.

Ohne sentimentale Akzente führt Goretta die Story konsequent und psychologisch differenziert zum tragischen Ende. Für ihn ist die Liebe zweier junger Menschen eine ernste, verantwortungsvolle Sache. Er verzichtet auf billige Klischees ebenso wie auf formale Manierismen, bettet aber seinen Realismus in feine Poesie. Diese ist teils Verdienst der Kameraführung, teils der Hauptdarstellerin Isabelle Huppert, deren diskrete Ausdruckskraft ihr eine große Karriere erschließen müßte. In einer wichtigen Nebenrolle sieht man unsere Burgschauspielerin Annemarie Düringer, eine gebürtige Schweizerin.

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