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Ein Stoppard zweiter Wahl

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(Akademietheater, Wien; „Das einzig Wahre" von Tom Stoppard) Burgtheaters Hausbrite hat schon bessere, gescheitere Sachen geschrieben. Diesmal hat sich, so scheint's auf den ersten Blick, der Fundus in seinem Kopf selbständig gemacht und im Bündnis mit der Routine des Autors zu einer neuen netten kleinen Beiläufigkeit gruppiert.

Es fehlt nicht an Pointen. Die Eheprobleme, das oberflächliche politische Engagement der Leute, die Art zu reden, zu denken: ganz und gar von heute. Auch die Dramaturgie funktioniert.

Doch die Dreiecks-Liebesge-schichte, das Verwirrspiel ums Theater auf dem Theater, die Seitenhiebe auf die Westend-Theaterleute, die mit unseren so wenig Ähnlichkeit haben, alles das, was Stoppard so leichthin aus dem Ärmel schüttelt, hat schon auch einen politischen Hintergrund:

Die einen können sich über die Oberflächlichkeit eines als Statussymbol dienenden „Engagements" mokieren, die anderen aus dem Satz, daß öffentliche Haltungen der Struktur privater Störungen folgen, den Umkehrschluß ziehen, daß Uberzeugungen nichts wert sind, wenn man seinen Partner betrügt.

Fazit: Unterhaltung, eine hübsche Inszenierung von Peter Wood, ein Wiedersehen mit Andrea Jonasson, ein schön zerquäl-ter Joachim Bißmeier, viel Schönes von der teureren Stange und ein Alibi für politische Indifferenz.

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