Der Schweizer Universitätsprofessor Klaus Grawe (Psychologisches Institut der Universität Bern) “legte kürzlich einen Zwischenbericht über eine noch nicht abgeschlossene Meta-Analyse aller verfügbaren Studien über die Effekte verschiedener Psychotherapien vor, worin er den Beweis dafür antritt, daß Ubersichtarbeiten, die „keine durchgängige Überlegenheit einer Therapieform gegenüber einer anderen feststellen konnten“ und „eine Zeitlang wie eine gesicherte Tatsache zitiert wurden“, therapeutische Apfel mit Birnen verglichen.Die bisherigen Methoden zur Effektmessung und
Bernulf Kanitscheider, Professor für Philosophie der Naturwissenschaften in Gießen, beginnt ein Kapitel seines Buches „Das Weltbild Albert Einsteins“ mit der Feststellung, man müsse „der Versuchung widerstehen, in Einstein einen Wissenschaftler zu sehen, der nicht mehr irren konnte“. Die Beurteilung, „daß eine Idee fehlgeleitet ist“, könne nur „auf den gegenwärtigen Wissensstand bezogen sein“, was heute verworfen wird, könne morgen als richtig erkannt werden.Kanitscheider führt nicht nur in jene Kategorien Ein-steinschen Denkens ein, die jeder zu kennen glaubt, der die
Eine Jury, so Frank Lloyd Wright, wirft erst die schlechtesten Entwürfe hinaus, dann die besten und einigt sich auf das Mittelmaß: keines seiner Studenteh-häuser war durchsetzbar, auch nicht das faszinierende Zeta-Be-ta-Tau-Projekt. Das grandiose „Haus Meeresklippe“ bei der Golden Gate Brücke von San Franzis-co wurde wegen eines Geschäftsausbaues in der Innenstadt verschoben, bis die Auftraggeber starben. Ein Haus wie ein Bergmassiv scheiterte an einem Bauherrn, den Ideen mehr interessierten als deren Ausführung. Ein Opern- und Kulturzentrum in Bagdad blieb Papier, weü der König
Von Albert Einstein stammt der Satz, das Unverständlichste am Universum sei, daß man es verstehen kann. Diese für Einstein erstaunlichste Eigenschaft des Alls wurde auf vage Art Allgemeingut: Wir verstehen zwar keine seiner Gleichungen, wissen aber, daß sie das Weltbild der Physik völlig verändert haben.Erklären können es uns am ehesten jene wenigen, die es selber verstanden haben — sofern sie erklären können. Nur dem Verfasser der „Principia Mathemati-ca“, Bertrand Russell, gelang es, die spezielle Relativitätstheorie ohne Mathematik darzustellen.Auch George Greenstein, der
20 Bühnen wollen die Novität spielen oder tun es schon. Ab Samstag ist das jedenfalls „auffälligste Stück der neuen Saison” auch im Wiener Burgtheater zu sehen.
(Nestroy-Spiele auf Burg Liechtenstein; „Eisenbahnheiraten" von Johann Nestroy, neu erzählt von Hans Weigel) Im Drumherum hätte der bissige Nestroy Material gefunden — von der bürgermeisterlichen Begrüßungsorgie bis zum seltsamen Mehrklassen-Empfang mit undurchschaubarem Protokoll am Ende.Gespielt wurde aber kein bissiger, doch ein interessanter Nestroy: Das neue Verkehrsmittel wird da zum Vehikel einer Handlung, in der's zwar auf die liabe Weis' patriarchisch zugeht, indem die Bäckermeister den Gesellen Tochter bzw. Mündel geben, doch auch sehr vormärzlich, indem einem kein
(Akademietheater, Wien; „Das einzig Wahre" von Tom Stoppard) Burgtheaters Hausbrite hat schon bessere, gescheitere Sachen geschrieben. Diesmal hat sich, so scheint's auf den ersten Blick, der Fundus in seinem Kopf selbständig gemacht und im Bündnis mit der Routine des Autors zu einer neuen netten kleinen Beiläufigkeit gruppiert.Es fehlt nicht an Pointen. Die Eheprobleme, das oberflächliche politische Engagement der Leute, die Art zu reden, zu denken: ganz und gar von heute. Auch die Dramaturgie funktioniert.Doch die Dreiecks-Liebesge-schichte, das Verwirrspiel ums Theater auf dem
Durch das vorhersehbare Platzen der Burgtheaterpläne mit Oskar Werner entstand ein Loch im Spielplan. In dieses Loch gerieten „Die Besessenen" von Albert Camus. Völlig abweichend vom Mehrheits-Urteil der Kritik stört mich nur diese Zufälligkeit, mit der ein meiner Ansicht sehr wichtiges Stück zu einer meiner Ansicht sehr respektablen Aufführung kam.Es stimmt schon, daß sie sich etwas zäh anläßt. Um so mehr hat mich im Fortschreiten das Geschehen gepackt. Es stimmt schon, daß man sich im Personenreichtum dieser Dostojewski-Inszenierung schwer zurechtfindet. Es schweben auch
Da und dort bricht er noch immer auf, der Konflikt christlichen Denkens mit Darwin. Der verstorbene Joachim lilies war einer der ersten Ökologen auf einem deutschen Lehrstuhl. In seinem letzten Buch geht er zunächst mit allen ins Gericht, die so tun, als hätte Darwin das Geheimnis des Lebens entschlüsselt.Darwin hat es so wenig entschlüsselt wie die Biochemie den „genetischen Code“: Wir sehen die Schrift, lesen können wir sie noch nicht. lilies erinnert daran, daß die letzten Fragen von der Wissenschaft nicht beantwortet werden können.Doch je weiter er in seiner emotionsgeladenen
Die UNO-Vollversammlung hatte eine Sternstunde. Es ging —1982! — um die Feier, mit der 1992 der Entdek-kung Amerikas durch Kolumbus gedacht werden soll.Irland verweist auf irische Mönche, die den Ozean 700 Jahre vor Kolumbus überquerten. Island fordert eine Feier für Leif Erikson im Jahr 2000, weil dieser schon vor 1000 Jahren Amerika betreten hat. \Der spanische Delegierte, bebend vor Zorn: Erst die Tat des Kolumbus hat zur Besiedlung des Kontinents geführt!Die UNO, höhnt der irische Delegierte, feiert zum ersten Mal eine kolonialistische Handlung!Nein, protestiert der Spanier, seine
(Wiener Festwochen im Volkstheater-Studio, Wien; „Der Auftrag” von Heiner Müller) Drei Männer sollen die Französische Revolution in die Karibik exportieren. Während sie die Sklaven mobilisieren, kommt Napoleon an die Macht. Zwei sterben arm, von unten, der dritte, Sproß einer Sklavenhalter-Familie, verrät seine Ideen.Heiner Müller setzt viel voraus: Geschichtskenntnis, Büchners „Danton”. Die Sprache ist bilderreich, schneidend scharf, dann wieder tropisch wuchernd.In Bochum gab's Wasser, Feuer und einen lebenden Panther auf der Bühne. In Wien ließ man zwei
Einige Höhepunkte des Clownfestes im Wiener Prater zählten zum Schönsten, was es in Sachen Pantomime und Clownerie heute zu sehen gibt.Traum aller Festwochen-Veranstalter, hier war er Realität: Großartige Künstler fanden ein junges, spontan und differenziert reagierendes Publikum.Jango Edwards, Großmeister der mehr grobschlächtigen Masche, war überlaufen. Zu Johnny Melville kamen aber kaum weniger Leute. In einem Jahr hatte er sich vom Geheimtip zum Publikumsliebling emporgeschwungen. Melville ist Akrobat, Pantomime, Sänger, er kann rührend und zugleich zum Schreien komisch sein,
(Schauspielhaus, Wien; „Daph-ne und Io" von Barbara Frisch-muth) Das fünf Jahre nach der Entstehung endlich uraufge-führte erste Theaterstück der bekannten Romanautorin ist ein spröder, schwieriger Text Ein großer Teil der Wiener Theaterkritik begegnete ihm mit totalem Unverständnis. Ich finde die Härte, mit der dieser Bühnenerstling abgekanzelt wurde, ungerecht.Sicher, man hat mehr von dieser Aufführung, wenn man das Stück gelesen hat. (Vorschlag: Vorher das Programmheft mit dem kompletten Stücktext kaufen!) Und man hat mehr vom Lesen, wenn man sich in der griechischen
Auch Österreichs Fernseher kennen ihre Inszenierungen für Vienna's English Theatre. „Dangerous Corner" von J. B. Priestley ist nun schon ihre vierte Regiearbeit in Wien, und ihre langjährige Freundschaft mit Priestley bürgt für Authentizität.Joan Kemp-Welsh hat nicht über 200 Produktionen vorzuweisen, ist nicht nur eine berühmte Fernseh-regisseurin, ist nicht nur ein wundervoller, von jeder Al-lüre freier Gesprächspartner und huldigt nicht nur dem, was man Werktreue nennt — sie hat sich auch für so manchen Autor eingesetzt.Harold Pinter zum Beispiel fiel mit seinem ersten
Während Präsident Reagans Diplomaten gegen die Indianer-Unterdrückung in Nikaragua protestierten, schilderten in Wien Larry Red Shirt (Rotes Hemd), Michael Her Many Horses (Ihre vielen Pferde) und der für die US-Indianer tätige Anwalt Rüssel Barsh auf dem Rückweg von der Menschenrechtskommission in Genf, wie die Indianer in den USA drangsaliert werden.So schmetterte kürzlich der Oberste Gerichtshof die Klage auf Rückgabe der heiligen ,J3lack Hills" in South Dakota ab und verwies die Indianer an eine Kommissionzurück, die aber leider vor Jahren aufgelöst wurde.Das gesamte in den
Es ist schwer, Hans Vogelsang auf eine eigene Meinung über die österreichische Dramatik des 20. Jahrhunderts festzulegen. Dafür zitiert er ausufernd fremde. Er äußert freilich auch Positives aus eigener Feder, aber mit gewaltiger Bandbreite: Da bekommt Thomas Bernhard ebenso . sorgfältig dosierte Lobesworte zugemessen wie der zu Recht vergessene Tiroler Dramatiker Josef Wenter.Die Stoffeinteilung entbehrt nicht der Originalität. Da gibt es zum Beispiel ein Kapitel über „Kritische Mitleidsdramatik", ödön von Horväth aber geriet in äußerst gemischte Gesellschaft im Kapitel
(15.9., OR) Seit vier Jahren hörte man einmal monatlich im Kinderfunk die Folge .Joinder ohne Zukunft", die ab 16. 2. in den Schulfunk übersiedelte. Die 51. und im Kinderfunk letzte der von Dolores Bauer gestalteten Sendungen galt den Kindern Ostafrikas.Ein kompaktes Informationsangebot über ostafrikanisches Kinderelend und dessen Gründe. Der Grundton nicht nur der 51. Folge war etwas patemalistisch, Ansatzpunkte für schwarzafrikanische Selbsthilfe wurden nicht sichtbar. Dies wurde aber durch den Appell an das Gewissen der Menschen in den Industriestaaten und die sehr berechtigte Anklage
Es gibt, die gesamte Theatergeschichte hinauf und hinunter, ein solches Aufgebot edelster, uneigennützigster, schönster Seelen kein zweites Mal — die „Minna von Barnhelm“ des Gotthold Ephraim Lessing schlägt in dieser Beziehung mühelos alle Rekorde. Da die gesamte Handlung kein anderes Motiv als den Edelmut kennt, schürzt der Edelmut alle Knoten, beim Lösen tut er sich dann um so leichter. Nur zwei Randfiguren weisen leichte Trübungen ihrer Charaktere auf — was so an menschlicher Größe von den Hauptfiguren auf sie zurückstrahlt, läßt selbst noch sie in fast purem Weiß
Erinnert man sich an frühere Sommerfüller der Josefs/tadt, so muß man ihr zugestehen, daß sie mit dem hauseigenen Autor gut beraten war. Hans Holt, der schon einiges im leichteren Genre schrieb, versteht es wenigstens glänzend, sein Stück „Der Traumtänzer“ mit genau jenen Pointen und Pointchen, Stichworten, Mini-Tiefsinnigkeiten, Auftritten und Abgängen zu spicken, die demHauptdarsteller Hans Holt liegen. Dabei ist Hans Holt als schreibender Schauspieler durchaus ein fairer Kollege, der keineswegs alle Effekte an sich reißt — natürlich ist die Hauptrolle, ein älterer, nicht
Die kürzlich abgehaltene Werbewirtschaftliche Tagung Österreichs stand unter dem Generalthema „Werbung zwischen Utopie und Realität“ — ein Stichwort, das so recht dazu einlädt, vom Hundertsten ins Tausendste zu schweifen. Und so pflegt es ja auch Jahr für Jahr ein bedeutender Teil der Vortragenden zu halten.
Milchgesicht gerät in Prairie-Saloon. Pistolenheld will Milchgesicht auf die Bretter legen. Milchgesicht ist stärker. Pistolenheld will Milchgesicht Lebenslicht ausblasen. Einige Male bum, bum. Tote ab durch die Mitte. Milchgesicht entlarvt Killer, Killer schießt auf Milchgesicht, trotzdem Happy-End.So mancher todernst gemeinte Wildwestfilm war eine bessere Parodie auf diese Gattung als das durchaus heiter-paro-distische Musical „Prairie-Saloon“ von Heinz Wunderlich, womit im Raimundtheater, bis auf weiteres täglich, wieder einmal der Beweis erbracht wird, daßdie unfreiwilligen