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Pointchen nach Maß

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Erinnert man sich an frühere Sommerfüller der Josefs/tadt, so muß man ihr zugestehen, daß sie mit dem hauseigenen Autor gut beraten war. Hans Holt, der schon einiges im leichteren Genre schrieb, versteht es wenigstens glänzend, sein Stück „Der Traumtänzer“ mit genau jenen Pointen und Pointchen, Stichworten, Mini-Tiefsinnigkeiten, Auftritten und Abgängen zu spicken, die dem

Hauptdarsteller Hans Holt liegen. Dabei ist Hans Holt als schreibender Schauspieler durchaus ein fairer Kollege, der keineswegs alle Effekte an sich reißt — natürlich ist die Hauptrolle, ein älterer, nicht besonders erfolgreicher Schauspieler, der sich als Diener verpflichtet, um der Frau, die er für seine Tochter hält, näherzukommen, besonders liebevoll gezeichnet, aber auch die anderen werden durchaus großzügig bedient. Allen voran Ursula Schult, die Partnerin, die nicht nur Stichworte gibt, sondern schon auch etliche bekommt, und auch Evelyn Baiser und Elfriede Ramhapp scheinen die Rollen sorgfältig auf den Leib geschneidert (oder sollte es sich um „Maßkonfektion“ handeln, die vielen paßt?). Der

Autor wußte, worauf es ankommt, und schneiderte, effektbewußt, ohne unnötigen Aufwand: Elfriede Ramhapp braucht als Dienstmädchen nur ein paar modische, aber milieuwidrige Polit-Modernismen von sich zu geben, um die Josefstadt bis zum Luster mit Lachen zu füllen. Frank Dietrich wurde ziemlich sparsam bedient, und Brunn Strahl gelingt es, einige Peinlichkeiten des Textes zu überspielen — sie resultieren aus des Autors Versuch, ein Nichts an Handlung, obwohl es seinen Zweck völlig erfüllt, mit ein paar tragischen Akzenten aus der Zeitgeschichte aufzuputzen und aufzuwerten. Das Publikum ist zufrieden — Sommerlustspiele müssen heute offenbar so sein, voll der Einfälle, aber ohne echten Einfall, angesiedelt in einem sterilen Allerweltsmilieu. Das ist kein Einwand gegen die Gattung. Die Leute mögen haben, was sie wollen. Nur leider halten sie sich, sobald die Sache im Theater stattfindet, für Kulturkonsumenten.

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