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Bühnenerstling mit positiven Ansätzen

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(Schauspielhaus, Wien; „Daph-ne und Io" von Barbara Frisch-muth) Das fünf Jahre nach der Entstehung endlich uraufge-führte erste Theaterstück der bekannten Romanautorin ist ein spröder, schwieriger Text Ein großer Teil der Wiener Theaterkritik begegnete ihm mit totalem Unverständnis. Ich finde die Härte, mit der dieser Bühnenerstling abgekanzelt wurde, ungerecht.

Sicher, man hat mehr von dieser Aufführung, wenn man das Stück gelesen hat. (Vorschlag: Vorher das Programmheft mit dem kompletten Stücktext kaufen!) Und man hat mehr vom Lesen, wenn man sich in der griechischen Götterwelt auskennt — oder auf das faszinierende Leseabenteuer einläßt, in einem Nachschlagewerk von den Stichworten Daphne, Io und Teiresias auszugehen und ein wenig in den Dschungel der Liebes- und Familienbeziehungen griechischer Götter einzudringen.

Bildung ist nämlich nicht nur, was man schon weiß, sondern auch und vor allem, was man erfährt, wenn man sich auf das einläßt, was man noch nicht versteht. In diesem Sinne ist Barbara Frischmuths Bühnenerstling eine Einladung.

„Daphne und Io" ist bestimmt nicht leichter und nicht schwerer zu verstehen als so manches, was unangefochten (und oft unverständlich) immer wieder inszeniert wird, was man aber — wir haben gesprochen — eben zu kennen hat. Nur von neuen Autoren wird offenbar unter allen Umständen die glatte Verständlichkeit gefordert.

Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Es handelt sich um ein nur halb gelungenes Stück, um eine erste Bühnenarbeit mit vielen Schwächen. Die Geschichte von den beiden Schönen der Nacht, die in ihrem Lokal einen alten Seher durchfuttern, um einen hübschen Defraudanten streiten und selbigen am Ende um die Ecke bringen, ist nicht frei von Trivialitäten und Klischees, und sie ist wenig, bühnenwirksam. Jutta Wachsmann (Regie) verzichtet zugunsten des Textes auf mögliche Effekte.

Die positiven Ansätze sind aber stark genug, um nicht das Kind mit dem Bad auszugießen, und so anregend wie die x-te Neuinterpretation eines längst bekannten Werkes ist dieser Versuch einer ausgezeichneten Autorin noch lange.

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