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Panorama der Entmenschlichung

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Durch das vorhersehbare Platzen der Burgtheaterpläne mit Oskar Werner entstand ein Loch im Spielplan. In dieses Loch gerieten „Die Besessenen" von Albert Camus. Völlig abweichend vom Mehrheits-Urteil der Kritik stört mich nur diese Zufälligkeit, mit der ein meiner Ansicht sehr wichtiges Stück zu einer meiner Ansicht sehr respektablen Aufführung kam.

Es stimmt schon, daß sie sich etwas zäh anläßt. Um so mehr hat mich im Fortschreiten das Geschehen gepackt. Es stimmt schon, daß man sich im Personenreichtum dieser Dostojewski-Inszenierung schwer zurechtfindet. Es schweben auch wirklich die Szenen „alle irgendwie im Raum, wie zufällig herausgeleuchtet", aber die Systematik in dieser Zufälligkeit hat mich überzeugt.

Ich finde auch keineswegs Peter Wolfsberger als Stawrogin so schwach, „daß man sich fragt, ob er überhaupt auf der Bühne gewesen ist". Er war so stark und so schwach auf der Bühne wie die Vernunft im Weltgeschehen, wenn der Wille zur Macht alle Fesseln abwirft. Die revolutionäre Spielart dieses Vorganges schildert Camus. Franz Morak verkörpert kalt und beängstigend die emanzipierte, aller humanen Fesseln ledige Destruktivität.

Grundstimmung der Inszenierung von Angelika Hurwicz: Trauer und Entsetzen über den Zusammenbruch der Menschlichkeit.

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