Weil zu einer Bauverhandlung in Linz alle Anrainer sowie Miteigentümer eines Bauplatzes eingeladen wurden, darf der Steuerzahler rund 70.000 Schilling berappen. Denn 919 Nachbarn wurden per Rsb-Brief geladen.
Einfach ihre Terrassenwohnungen vergrößern wollten zwei Familien in der Linzer Biesenfeldsiedlung. Doch
sie hatten die Rechnung ohne den Wirt, sprich die öffentliche Hand, gemacht. Um auf mögliche Einsprüche von Anrainern rechtzeitig reagieren zu können, wurden auch alle Mitgenossenschafter von der Baupolizei mittels Rsb-Brief zur Bauverhandlung geladen. Allein das Porto für die 919 Rsb-Briefe kostete 5.054,50 Schilling (5,50 pro Brief), die Rückscheine 18.380 Schilling (20 Schilling pro Rückschein). Nach Abschluß der Bauver-
handlung müssen nochmals alle Anrainer verständigt werden. Dies kostet wiederum 23.434,50 (18.380,- ' plus 5.054,50) Schilling. Rechnet man Zeit- und Materialaufwand dazu, kostet dieses Glanzstück österreichischer Bürokratie zwischen 60.000 und 70.000 Schilling.
Hinzu kommt - bei volkswirtschaftlicher Betrachtung -, daß viele Anrainer bei der Zustellung der Bsb-Briefe nicht zu Hause waren, also
wiederum (Fahrt-)Kosten für deren Behebung anfallen.
Doch Recht bleibt Recht. Denn laut oberösterreichischer Bauordnung müssen alle Anrainer benachbarter Bauplätze sowie alle Miteigentümer desselben Bauplatzes zur Bauverhandlung geladen werden. Die buchstabengetreue Interpretation läßt nur eine Frage offen: In welchem Saal können sich alle 919 Anrainer zur Bauverhandlung treffen?