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Eine grandiose Geschichte

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„Der lod kommt ohne Trom­mel“ - nein, es handelt sich nicht um den neuesten Konsalik: Der Ti­tel ist angeblich ein Sprichwort aus Kamerun, für einen Gemeinplatz also doch recht abgelegen, und auch sonst ist alles ganz anders - und vie­les auf einmal.

Der kühne Leser, der sich mit dem Hauptmann Eibl-Eiblsfeldt ins innerste Afrika nach k. u. k. Tibe- stanien versetzen läßt, darf getrost mit allen Wundern des Orients rech­nen: Wilhelm Muster ist der Mann, um selbst die verschrobensten Wün­sche zu erfüllen - ein netter Mephi­sto wie sein Feuerwerker Franz Ne­meth, unter dessen Experten-Hän- den Traum und Wirklichkeit schil­lernd ineinanderfließen.

Es fängt durchaus harmlos an, je­denfalls in Bosnien und noch am Vorabend von Sarajevo, aber die föhnig klare Atmosphäre dieser Einleitung ist bereits scharf geladen, die Lunte brennt schon.

Irgendwie hängt das Folgende mit einem geheimnisvollen Buch zu­sammen, das die kleine Betty im La­den eines alten Sepharden gefunden hat und dem Papa Hauptmann zum Geburtstag schenkt. Was das für ein Buch war, verrät der verantwor­tungsbewußte Autor nicht, denn das letzte Bild dieser grandiosen Ge­schichte, in dem sich alle ihre Ele­mente zu einem kaleidoskopischen Tableau von morgenländischer Pracht fügen, zeigt immerhin den Tod, der ohne Trommeln kommt, um den Hauptmann Eibl-Eiblsfeldt zu holen.

Wer ihn an sich vorbeigehen läßt, ohne mehr als den Hut zu heben, hat etwas vom Besten des sonst doch ziemlich kargen Jahrgangs 1980 versäumt.

DER TOD KOMMT OHNE TROM­MEL. Von Wilhelm Muster. Verlag Klett- Cotta. Stuttgart 1980. 359 Seiten, öS 246,40.

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