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Eine Trolliade?

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Blödeln ist in der Regel nur für die Beteiligten lustig, für Dritte irrelevant. An dem vorliegenden Ergebnis eines Geblödels zwischen Thaddäus Troll und Herbert Rosendorfer, das Hoffmann & Campe zu einem fingerdicken Bändchen aufgeblasen hat, bewegt mich eigentlich nur die Frage, ob und wie sich die beiden Blödler auseinanderrechnen ließen. Da Rosendorfer erst ganz am Schluß erwähnt wird, scheint der Löwenanteil auf Troll, der ja auch als Autor verantwortlich zeichnet, zu entfallen. Nun, vielleicht hat er’s wirklich notwendig gehabt.

Peinlich könnte die Sache erst werden, wenn einem zu dem letztlich vielen mittelbar Betroffenen sehr ungelegenen wunderheilkräftigen Tafelspitz etwa Dostojewskis Großinquisitor einfallen würde. Außer bei einem Rezensenten, der sich halt unbedingt etwas einfallen lassen will, ist diese Gefahr aber kaum gegeben.

Sicher stimmt, was der Verlag auf der Waschklappe verspricht: Die Geschichte entlarvt „unsere materialistische Gesellschaft“. Allerdings habe ich nie daran gezweifelt, daß es sich bei Hoffmann & Campe um eine materialistische Gesellschaft handelt. „Eine echte Trolliade“? Wenn dem tatsächlich so ist, wünsche ich freilich Troll von Herzen, daß dieses Werk die einzige, erste und letzte Trolliade der deutschen Literaturgeschichte bleibt.

DER TAFELSPITZ. Eine wunderbare Geschichte. Von Thaddäus Troll, Illustrationen von Dieter Schöllkopf. Hoffmann und Campe, Hamburg 1979, 101 Seiten, öS 115,40.

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