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Eine Wahlverwandtschaft

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(österreichisches Theatermuseum, Wien, bis 6. Mai) Eine Paw-latsche: ein paar Figuren stehen herum, leichtfüßig, als schwebten sie, Füeder blüht, Wäsche wird aufgehängt. Eine Idylle in einem Wiener Vorstadthof? Daneben: ein paar Figurinen. Es sind ausgemergelte, verhärmte, zerstörte Gestalten. „Grundtypen menschlichen Elends“ steht darunter. Es sind Kostümentwürfe zu Brechts „Dreigroschenoper“.

Die Zeichnungen - mehr als 250 Aquarelle zu 40 Inszenierungen -stammen von Gottfried Neumann-Spallart. Bühnenbildner wagen sich selten an die Öffentlichkeit. Zu sehr stellen viele ihre Arbeit in den Dienst einer größeren Sache: einer Inszenierung, eines Regiekonzeptes. Man urteilt sie nur allzu gerne als biedere Handwerker ab.

Neumann-Spallart feiert ein Jubiläum. Seit fünfundzwanzig Jahren arbeitet er für das Theater. Großes ist dabei entstanden. Bühnenbilder zu Schnitzler-Stücken: Arbeiten, die zu den schlichtesten, unpathetischesten zählen, die an Wiener Bühnen zu sehen waren. Neumann-Spallart hat Pirandellos Alpträume des Kleinbürgers wie kaum ein anderer schlüssig ins Bildhafte umgesetzt, er hat den Schweizern die Nestroysche Typenwelt nähergebracht.

Die Zeichnungen und Entwürfe zu den Bühnenbildern kann man jetzt studieren: die ersten tastenden Schritte zur Realisierung einer Idee, flüchtige, vage angedeutete Skizzen, die immer konkreter werden, immer dichter. Viele Bilder könnten für sich stehen: Landschaften, Veduten, Stilleben, die sich losgelöst haben von der Vorlage.

Neumann Spallart hat ein sehr feines Gespür für Farben: für Differenzierungen, für Symbole.

Er hätte - mit Erfolg - Maler werden können. Irgendwann hätte jemand vielleicht gesagt: er malt, wie Schnitzler geschrieben hat.

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