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Eine Welt der Dissonanzen

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Srecko Kosovel, Sohn eines slowenischen Volksschullehrers, 1904 in Se-zana geboren und 1926 in Tomaj gestorben, wurde in der entscheidenden Phase seines kurzen Lebens vom Wahnwitz des Ersten Weltkrieges und vom moralischen Untergang der europäischen Gesellschaft betroffen. Seine Sensibilität trug ihm in den letzten Jahren seines Lebens, als er in der slowenischen Hauptstadt Ljublana studierte, eine Melancholie ein, die sich zur Depression steigerte. Auch in seinem Gedichtband „Integrale“, der vor kurzem auch in deutscher Uber-tragung in München erschienen ist, spürt man die beklemmende Daseinsangst, das Wissen um die Abgründe die sich hinter der scheinbaren Ordnung und Folgerichtigkeit verbergen. Kosovels „Integrale“ bilden den Kernpunkt seines dichterischen Schaffens und zählen noch immer zu den besten Werken jugoslawischer Dichtung des 20. Jahrhunderts.

Diese Lyrik hat überregionale Bedeutung. Eine Auswahl aus Kosovels Gedichten, erschien in französischen und italienischen Ausgaben. Kosovels lyrische Gebilde zeigen eine Welt voller Dissonanzen, Antithesen, absurder menschlicher Zerwürfnisse, Explosionen und Disharmonien. Immer mehr öffnen sie sich dem Leser als offene, totale Cfedichte, in denen sich der Dichter kosmologisch mit vier Dimensionen des Weltalls berührt: mit Realität, Irrealität, Metarealität und Unendlichkeit. Sie stehen stellvertretend für viele mehrschichtige Bestrebungen in heutigen jugoslawischen Literaturen-

INTEGRALE. Von Srecko Kosovel. Ausgewählt und übersetzt von Wilhelm Heiliger, Ru-dolf-Trofenik-Verlag, München, Elisabethstraße 28,102 Seiten, öS 112.—.

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