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Einsamer Hassan

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In Marokko zeigte sich ein nervöser König über die Fernsehschirme seinem Volk. Doch seine Rechtfertigungsversuche und Vorwürfe gegen seine putschlüsternen Offiziere bewegen die Gemüter der Bevölkerungsmassen und die Planspiele der politischen Opposition weit weniger als die Befürchtungen über die ungewisse Zukunft des nordafrikanischen Königreiches.

Dieses Desinteresse am Schicksal der Monarchie erstreckt sich auch auf breite Bevölkerungskreise. Die Marokkaner sind sich darüber klar, daß die unweigerlich bevorstehenden weiteren Putschversuche der Militärs ihr Schicksal kaum ändern werden. Für sie sind Hof und Generalität die zwei Seiten der gleichen Münze. Die beiden Putschversuche der letzten dreizehn Monate gehen zurück auf die Furcht des feudalistischen Establishments vor dem Verlust seiner Privilegien und seiner Machtstellung. Das Liebäugeln des Königs mit vorsichtigen Reformen hat ihm das Mißtrauen der herrschenden Landbesitzerklasse eingetragen. Diese hat sich daher mit dem Militär verbunden, das seinerseits einer der Hauptnutznießer der augenblicklichen politischen Struktur ist. Nachdem zwei offenkundig zu dilettantisch angelegte Umsturzversuche gescheitert sind, steht fest, daß die herrschende Schicht dem König und Hassan II. dem Establishment und seiner Armee mißtrauen muß. Der Monarch steht folglich allein.

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