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Einseitig, aber lesenswert

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Trotz mancher Mißverständnisse und Widersprüche, ideologisch aufgeladener und publikumswirksamer Seitenhiebe - der Titel allein „der letzte Christ” ist dafür bezeichnend - versteht es Holl, zwei Dinge eindringlich darzustellen: das Abenteuer, in das man sich mit der Nachfolge Christi einläßt, und das Elend, wenn ein solches Abenteuer zu einer Institution gemacht wird.

Diese unerledigten Probleme, die immer noch die unseren sind, deutlicher und verständnisvoller herausarbeiten, würde der Sache - hier: der Biographie des Franz von Assisi und der folgenden Ordensgründungen - dienlicher sein als die ideologischen Eskapaden mit ihren apodiktischen Urteilen, in dėnen ein gewisser aus dem gegenwärtigen Zeitgeist bezogener ideologischer Raster der Geschichte übergestülpt wird.

Die heutige, besser eine bestimmte heutige Interpretation des Christentums ist ebenfalls der „Geschichtlichkeit der Wahrheit” unterworfen und sicher nicht der allein gültige Maßstab, nach dem beurteilt werden kann, wer noch ein und wer kein Christ mehr ist. Nur eine Instinktlosigkeit für Geschichte kann das behaupten - abgesehen davon, daß kein Mensch, auch nicht ein Franz von Assisi, auch bei bestem Willen nicht, „die Weite und Tiefe des Reichtums” der Gestalt Jesu auszuschöpfen vermag. Wir wissen nie das Richtige, meint einmal Robert Musil, sondern immer nur mehr oder weniger Richtiges, gerade auch dort, wo man das „spezifisch Christliche” zu fassen meint.

Trotzdem ist das Buch lesenswert, weil es das Beispiel einer zügig geschriebenen und uns Heutigen einsichtigen Heiligenbiographie darstellt.

DER LETZTE CHRIST - FRANZ VON ASSISI. Von Adolf Holl. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1979, 400 Seiten, öS 300,20.

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